Ich sach ma Tschüss!

Nach einem harten Arbeitstag in der Knochenmühle sitze ich nun hier daheim am Esstisch und grübele über meine letzten Minuten, Stunden nach. Tick. Tack. Im Hintergrund läuft der nordige deutsche Radiosender 80s, 80s, 80s. Anmerkung: Fällt mir jetzt erst auf. Nun läuft Flizzy Ente. Besser. Am besten! Ich sach ma Tschüss! weiterlesen

Kindermund tut Wahrheit kund (1)

Frage in der Kita-Gruppe: „Was haltet ihr davon, dass Tucker Carlson Putin interviewt hat?

Annalena: „Ich bekomme ja vom Völkerrecht. Von daher sind die westlichen Werte, ähm, da kommt der, ähm, dieser Tucker ja her, und ansonsten ist das ja klar. Grüße an die Kokaine. (schnief)“

Olaf: „Check, check.. bin ich schon drauf? Ist der Putin eigentlich kleiner als ich?. Wenn man mir einen Propeller auf den Rücken bindet, bin ich Carlson vom Dach. Aber wer ist denn Tucker?“. „An die Regie: War ich schon drauf. Joe, bin ich jetzt im Arsch?“

Ricarda: „Och, dem Interview kann ich intellektuell sowieso nicht folgen. Bildung etc. Aber was viel wichtiger ist, der Putin ist doch gar nicht so fett.“

Robert: „Wenn ein brutaler Angriffskriegskrieger zwei Stunden lang, und dann auch noch vernünftig und überaus intelligent und ohne vom Blatt abzulesen, dann.. Was war noch mal die Frage?“
Nachfrage von der Kita-Leiterin: „Robert, was hältst Du davon dass wir hier ein Glanzstück an Journalismus, Demokratie und Offenheit eines demokratisch gewählten Regierungschef gesehen haben?“
Robert: „Davon verstehe ich nichts. Ich komme da eher von Kühen und Schweinen her.“

 

Die deutsche Eiche ist gefallen.

Verbotene Gefühle – sieh in den Abgrund!

Ungefähr fünf Jahre ist es nun her, dass die süße L. ein Stück Harzer Moos auf einer Baumrinde mit in den Western Forrest brachte. In diesem kleinen Stück Natur war eine Eichel verborgen, die trieb. Wir machen uns einen Spaß, dass daraus eine schöne, große, kräftige, deutsche Eiche wächst. Und das im Beet des gemieteten Hauses. Wenn wir sie nicht immer abschneiden würden, wäre sie noch höher als hier jetzt grade der Abschnitt von ca. 1 Meter. Bonsai, soll mal draus werden. Sagt sie. Mal sehen, davon habe ich keine Ahnung. Die deutsche Eiche ist gefallen. weiterlesen

Was am Ende übrig bleibt.

Es ist jetzt ein gutes Jahr her, dass mein lieber Bruder verstorben ist. Als „Nachlassverwalter“ habe ich währenddessen alle Geschäftsbeziehungen und Verträge abgewickelt. Bis auf eine ausstehende Nebenkostenabrechnung aus 2022, ist nun alles erledigt und ich nutzte meinen Weihnachtsurlaub, seine Unterlagen zu scannen, zu sichern und anschließend die Papieroriginale zu schreddern. Was am Ende übrig bleibt. weiterlesen

Weihnachten 2023 – mal schön gevögelt

Ob ich über meine Weihnachtsgeschenke blogge? Nö, eigentlich nicht. Jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern, es jemals getan zu haben. Umgekehrt sehr wohl, Sie können wohl noch verschiedentlich Fotos hier entdecken von den liebevoll verpackten Paketen, Päckchen, Brieflein, Gedichtstreifen, selbstgemachte Kalender – die ich verschenkte. Aber wohl nie Fotos von Geschenken, die ich erhielt.

In der Nachschau zu Weihnachten möchte ich hier eine Ausnahme von der Regel machen. Da jeder Mensch je nach Alter, Fitness, Hobby, Spaß und Beruf unterschiedlich oft auf Jahressicht vögelt, möchte ich es am liebsten auch so vage dabei belassen. Als passionierter Hobbyvogelkundler im fortgeschrittenen Alter mögen Sie mir bitte etwaige Click-Bait-Blogtitel verzeihen. Dem geneigten Schenker stellt sich ewig die Frage, was könnte dem Schirrmi gefallen, was hätte er gerne, was fehlt denn noch, womit könnte ich ihm eine Freude machen, gäbe es etwas Extraordinäres, was ihn von den Weihnachtssocken (Danke Omi) hauen könnte?

Klingelingeling, der junge Mann (Namen und Verwandtschaftsverhältnisse unkenntlich gemacht) steht draußen an der Tür, vollbepackt mit zwei Rucksäcken, einem Gitarrenkoffer, und einem Verstärker der mutmaßlich der E-Gitarre zum Sound verhelfen soll sowie in den Händen ein Pappkarton, beschriftet mit Doc Martens. Ich half ihm mit dem Gerödel, den Doc Martens-Schuhkarton konnte ich nur kurz in den Händen halten, verdächtig leicht, als der junge Mann mir auch sofort diesen Karton wieder entriss und mit roten Wangen und leicht irren Gesichtsausdruck meinte: „Papa (Verwandtschaftsverhältnisse unkenntlich gemacht), nee, ich habe mir das überlegt. Das ist vielleicht doch kein richtiges Geschenk für Dich.“ „Och“, meinte ich jetzt interessiert, das werden wir doch mal sehen. „Hast mir doch wohl nicht eine tote Ratte mitgebracht?“- so frage ich ihn leutselig. Passend zur Jahreszeit hatte ich so ein wippendes, blinkendes Rentier-Geweih auf dem Kopf. Weißer Bart ist eh vorhanden.

Nach leckerem Essen, der darauffolgenden Bescherung (das von mir erpresste gewünschte Gedicht konnte er fast fehlerfrei aufsagen) und nach dem ein oder anderen Gläschen Wasser erinnerte ich mich an die verdächtig leichten Arbeitsschuhe die da noch im Karton im Flur herumliegen. Hiking-light so dachte ich, macht also jetzt auch die Firma Doc Martens. Warum nicht?

Nur sehr zögerlich brachte der Jung das letzte Geschenk in das festlich geschmückte Wohnzimmer und überreichte mir den Karton – es war ein ziehen und festhalten, bis ich dem mit einem bösen Blick ein Ende bereitete. Ich machte den Karton auf und starrte in die toten Augen eines Eichelhähers. Eines toten EICHELHÄHERS!

Sie haben richtig gelesen: EIN TOTER EICHELHÄHER! Wie würden Sie reagieren? Im Ernst. Würden Sie sich über einen toten Eichelhäher mit Glasaugen und, so versprach der Jung, überwiegend ausgestopft, freuen? Daraufhin brauchte ich noch ein Gläschen Wasser. Auf den Schreck. Mein xxx, sorry der junge Mann, war in einem städtischen Antiquariat unterwegs, sah diesen erbarmungsvollen Vogel an der Wand hängen, verhandelte mit einem verhuschten alten Mann und dachte an mich, an Weihnachten? Vögel? Heiligabend?

Ich belasse es nun dabei, wohlwissend, dass ich Ihnen noch seitenlang über meine Gefühle, diesen nie zu vergessenden Anblick, die darauffolgenden Albträume, schnell geänderte Testamentunterlagen etc. berichten könnte.

In der Hoffnung, Sie sind wenigstens zu Weihnachten liebevoll und rein menschlich vögelnd unterwegs gewesen, verbleibe ich mit einem nur noch halbwegs verschreckten „Krah-Krah, Piühhh…“.

6. Dezember: Bart ab!

Nur mal ins Städtchen zu meiner Stammapotheke fahren, um vorbestellte Medikamente abzuholen, dachte ich mir. Soweit normal. Um die Mittagszeit herum, als ich auf dem Weg zur Garage war, und hier immer noch normal, kamen mir die ganzen Kids aus den Kindergärten und Schulen entgegen. Nicht normal war, dass sie überaus belustigt waren, als sie mich erblickten. Kichern und hinter vorgehaltener Hand geheime Worte austauschend, die sie zu einem gesteigerten Lachen veranlassten.

Brrr, übermütige Bande! Wenn ich doch auch noch mal jung wäre. Bei all dem Schnee und der Kälte, war ich froh, dass ich noch meinen alten, roten Expeditionsparka von der letzten Bärenhatz in Kanada anhatte.

Dann auf der Straße, viele entgegenkommenden Autos blinkten mir wie wild auf, manche hupten, als sie mich passierten. Ich sah fröhliche Menschen hinter den Autoscheiben. Manche waren so fröhlich, dass ich Grimassen sah. Was ist denn heute nur los? Ist die Merkel verreckt? Oder der korrupteste Staat der Welt, die Ukraine, hat die Löffel gestreckt? Ups, reimt sich ja. Weil es so schön ist: Verreckt, gestreckt, unentdeckt, befleckt, erschreckt, geweckt, ausgeheckt und zugedeckt.

Vom Parkplatz zur Apotheke ging es glücklicherweise weniger infantil aus. Die Passanten, Bauarbeiter, Müllabfuhrleute grüßten mehr als sonst, wichtiger: respektvoller als sonst. Aber dass sich fremde Zigeuner, Obdachlose, arme Kinder, Rentner, Säufer – die ganze Vielfalt an Mitmenschen, mit nach oben und zu mir gerichteten Handflächen, wie flehend an mich wandten – nein das hatte ich noch nie erlebt. Puh, sehr seltsam. Teilweise hörte ich in all dem weinerlichen Singsang sowas wie „Oh, liber, Liber ikkoaus“ heraus. Mit schnellem Schritt und nach vorne gerichteten Blick, wohlwissend, dass ich wenig Geld in meiner Patte hatte, stürzte ich in die Apotheke.

Der Chef der Apotheke, ein 117-jähriger Perser und Doktor der Medizin, machte einen Bückling vor mir und freute sich, dass „Sie mich am 6. Dezember beehren.“. Die kleine Tablettenpackung verpackte er in einer schönen neutralen, schwarzen Tasche, packte Papiertücher, Shampoos, Bonbons, die Rentnerbravo, einen Wandkalender 2024, und eine Informationsbroschüre „Harnblasenkrebs, na und?“ ein. Dann schaute er mich erwartungsvoll an. Sehr erwartungsvoll schauten auch seine Angestellten, aber auch die anderen Kunden der Apotheke. Ich kam mir ein wenig doof vor und verließ eilig meine Stammapotheke, „Gott segne Sie alle.“, murmelnd.

Heimwärts, nur heimwärts. Was ein unheimlicher Tag, wie seltsam sind die Leute druff? Ich prüfte öfters meinen Puls, nicht, dass das alles nur ein Traum war. Daheim, und oben im Bad, zähneputzend (Dreimal pro Tag, wie mir meine Lederwarenfachverkäuferlehrerin beibrachte) schaute ich in den Spiegel: „Aber Hallo, mein Lieber! Siehst ja mittlerweile aus wie der Nikolaus!“. Der Spiegel hatte recht. (nicht „Der Spiegel“!) weißer Bart, sehr lang und.. Details erspare ich Ihnen.

Ich griff mir die Schere, dann den Rasierer und 25 cm weißer Bart waren schnipp-schnapp, ab! 15 cm verbleiben als Ausdruck meiner Persönlichkeit. Ich notierte mir für Morgen die Lokalnachrichten zu sichten, ob es was Besonderes am 6. Dezember gab.

P.S.: Die Armut in Deutschland scheint nicht weit her zu sein. Wie ich schon immer dachte. Alles nur Propaganda. Denn wenn vermeintlich arme Leute Ihre teuren Süßigkeiten und Schuhe / Stiefel einfach so nach draußen stellen, bin ich der Meinung – wie dreckig muss es einem gehen, wenn man so mit seinen Sachen, mit Lebensmitteln umgeht? Ich bediente mich reichlich. Soll ja nicht umkommen das Zeug.

Guten Appe!