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Dies und das

Gibt es hier im Süd- bzw. Hochschwarzwald Höhlen? Jedenfalls ist mir noch keine bei meiner umfangreichen Wandertouren begegnet. Dafür fiel mir auf das manchmal ein paar untere Äste oder Baumstümpfe am Wegesrand farblich markiert sind. Das waren mal blaue, mal rote, ab und zu auch gelbe aber immer sehr kräftige, leuchtende Farben.

Wenn man also darüber nachdenkt dass es bei den Schwarzwäldern für kunstvolle und Jahrtausende überdauernde Höhlenmalereien intellektuell nicht gereicht haben soll und sie stattdessen wahllos Farbspritzer im Wald verteilen, dann kann man nur zu einem Schluss kommen: Die Zecken sind schuld! Denn können sie nicht sogar als Krankheitsüberträger schädlich für das schwarzwäldlerische Gehirn sein?

Was ich überaus positiv erwähnen muss, ist die Lernwilligkeit der Schwarzwälder Eingeborenen. Denn um Satzzeichen zu lernen, hängen sie sich einfach irgendwelche Satzzeichen in ihre Wälder. Ich habe mal ein Beispiel dokumentiert. Hier lernen Sie grade das Ausrufezeichen!

Um zu verstehen in welcher Gegend ich als armer Tropf hier in der Anstalt meine langen, würdelosen Wochen fristen muss, möchte ich den bekannten Reiseschriftsteller Jensen zitieren, der um 1901 unter anderem schrieb: „Das Wehratal erregt den Gefühlsausdruck eines unendlich gedehnten, schmalen Kerkers, aus dem kein Entrinnen möglich fällt, nur höchst selten steigt einmal ein kleiner Pfad steil an den Felswänden empor; es ist vollständig unbewohnt und bietet wohl die längste Strecke menschenloser Einsamkeit im Schwarzwald, denn von Wehr bis Todtmoos befindet sich, drei Wegstunden lang, keine Ortschaft und kein Haus.“

Nach dem Ergometer-Training ging ich raus, im Flur wartete schon die nächste Gruppe. Ich rief mit stolz geschwellter Brust und mit blitzenden Augen zu den wartenden Damen und Herren, dass ich mittlerweile mit einer Wattzahl von 250 trainiere, bei einem Puls von 65. Hinter mir erscheint der Therapeut und ruft laut: „Es verhält sich umgekehrt!“. Das Schwein!

Wer mich kennt, weiß dass ich bei Vorträgen etc. gerne einschlafe. Denn meist sind die Themen so uninteressant und die Redner so dermaßen uninspiriert, dass ich einfach abschalte. Das gilt selbstverständlich nicht für mich wenn ich mal wieder Predigten halte. So auch letztens bei einem Vortrag über körperliche Aktivität oder sonst irgend so einen Mist. Ich schlief einigermaßen unruhig während von vorne die langweiligen Sätze plätscherten. Die folgenden Wortfetzen drangen irgendwie in mein Unterbewusstsein: Extrem schläfrig und bequem; Groß und pelzig; Manipulativ; Hält sich an keine Regeln und Vereinbarungen; Kommt ohne Vorwarnung; Bewaffnet mit Psycho-TaktikenHah! Bei den letzten Wörtern endlich schreckte ich laut grunzend, fürchterlich mit den Armen fuchtelnd auf und atmete laut nach Luft schnappend ein um die versammelte Gemeinschaft niederzubrüllen warum denn hier über mich gesprochen wird, da sagt die Referentin noch: „.. und so müssen wir alle Tag für Tag unseren inneren Schweinehund überwinden.“ Ach so, es ging nicht um mich. Da haben die noch mal Glück gehabt!

Wussten Sie schon was „Todtmoos“ bedeutet? Ich hörte einige Erklärungen. Aber das plausibelste „lief“ mir gestern über den Weg. Bzw. lag auf dem Weg:

Schon seit ca. 14 Tagen ist der Gemeinschaftsspeisesaal Nationaldeutsch geschmückt. Das verdirbt mir regelmäßig den Appetit. Kotzen könnte ich wenn ich das sehe. Ich finde das gehört sich nicht. Ja, sollen sie sich doch mit geplatzten Hämorrhoiden einscheißen und pissen damit ihre Unterhosen völkisch korrekt aussehen. Aber wenn ich zum Mittagessen als Alternative zu Fisch das Tofu-Gericht nehmen muss, mich im Speisesaal in das Jahr 1933 zurück erinnert fühle, dann liebe Anstaltsleitung, ist das nicht förderlich für meine (und eure) Gesundheit.

Des armen Sünders Bußwanderung

Ich bin bereit, oh Herr! Gestern beichtete ich Dir meine sündige Seele und ich erfuhr eine gewisse Erleichterung wenngleich auch Du Deine gnädige Hand noch nicht über mein armes Haupt ausgestreckt hast.

Oh großer Gott! Jehova! Karl-Otto, Winnetou, mein Schöpfer der Himmel und der Erden. Wie Du auch heißen magst. Rudi Völler, Klabautermann, Osterhasi, Pimmelfresse, Dummbatz – ja, egal wie Du auch heißt, ich flehe Dich an, erhöre mich, Dein kleines, süßes, bußfertiges Menschenkind.

Versprochen habe ich Dir zu Ehren eine Wanderung. Ja, ich werde in Deinem Namen wandern. Wandern, in Deinem Namen, wie Du auch heißen magst, durch den schwarzen Wald. Knechte mich dabei und blicke in meine blauen, ehrlichen Hühner Büßeraugen. Ich werde furchtbar Buße üben und Dich loben und preisen, oh Herr Wasweißichverdammtnochmal. Sende mir Zeichen und ich werde darnieder knien ob Deiner Allmächtigkeit und Güte.

Ich gelobe treu zu wandern nur mit Badehose und –kappe und Wanderschuhe bekleidet und dass ich bei jedem Zeichen das Du mir senden magst, zu tun einen 3,5 fachen Flick-Flack, einen 5 fachen Salto rückwärts, 4,5 tiefe Atemzüge an einer blühenden Birke, 18 mal die Schnürsenkel zu öffnen und wieder zu binden, zu schauen in den Himmel mit vielsagendem Augenaufschlag und dabei einen fahren zu lassen sowie zu trinken ein jedwedes Mal ein Fläschchen doppelten Rittberger.

Denn wie sagte so treffend der hl. Judas Thaddäus? „Auf gleiche Weise geben auch diese sich dem Taumel hin und beflecken das Fleisch, verwerfen die Hoheit des Herrn und lästern die Herrlichkeit.“ In diesem Sinne also wanderte ich frohgemut und empfang seine Zeichen und tat mannigfaltig Buße. Doch sehet selbst..

Oh, mein Gott! Waren meine Sünden so schwerwiegend? Waren es doch unverzeihliche Untaten? Warum hast Du mir auf einer Strecke von 16km hinter jeder Wegbiegung, auf jeder Lichtung, an jedem verdammten, kleinen Pfad ein Kreuz oder eine Kapelle als Zeichen gesandt? Und warum gelobte ich 3,5 fachen Flick-Flack? Denn jetzt habe ich einen blutigen Schädel und Kopfweh von dem ich nicht weiß ob er von den Flick-Flacks oder den doppelten Rittbergern herrührt.

Im Ernst, Leute. Auf der Hochebene oberhalb von Titisee-Neustadt wollte ich einfach nur ein wenig wandern. In Ruhe. Aber echt, am laufenden Band waren da Kreuze, Kapellen oder sonstige Götzenbauten. Hätte ich nie geglaubt wenn ich es nicht selbst erlebt hätte. Und man wurde weder im Wanderführer noch vor Ort in irgendeiner Art und Weise vorgewarnt. Jetzt weiß ich warum ich noch nie beichtete.

Des armen Sünders Beichte

Heute Morgen durchzuckte mich etwas beim Scheißen. Es war als ob mich der Blitz getroffen hätte. Den Schrecken noch in den Gliedern (in allen) stand ich auf und wurde mit einmal sehr, sehr nachdenklich. Was war das gewesen? Bin ich dem Gevatter so grade noch mal von der Schippe gesprungen? Will mir vielleicht jemand etwas mitteilen? Vielleicht sogar der Herr? Soll ich etwas überdenken? Etwas anders machen als wie bisher? An der nächsten Lebenskreuzung anstatt den bequemen Weg, den steinigen Pfad nehmen? Mich vielleicht bei jemand für etwas was ich ihm angetan habe, entschuldigen?

Oh, ich weiß es nicht. Was soll ich tun? Verzweiflung macht sich breit. Vielleicht ist es gut wenn ich meine Sünden beichte? Und wenn es nur die der letzten 2,5 Wochen sind. Oh ja! Das erscheint mir eine gute Idee! Das kann bestimmt nicht schaden. Mir geht es schon viel besser. Jetzt schon. Bevor es kommt. Vielleicht brauche ich jetzt doch nicht mehr beichten? Jetzt wo es mir besser geht? Ach, was soll’s?

a)     Ich hatte mich mit Vanillepudding bekleckert und behauptet es wäre mein letzter Samenerguss gewesen.

b)     Ich habe drei Tage hintereinander meine kleinen, weißen Sportsöckchen angezogen (die gleichen).

c)     Ich habe mit alten Frauen geschäkert.

d)     Ich habe zu einer Schmeißfliege, Schmeißfliege gesagt. Danach ging er an eine andere Kaffeestation.

e)     Abends legte ich zwei Rittersportschokolade und einen Riegel Mars auf meinen Schreibtisch. Am nächsten Tag lagen nur noch die Verpackungsreste da. Ich habe behauptet die Heinzelmännchen wären es gewesen.

f)       Ich habe in der Sauna gefurzt und ließ zu dass ein anderer die Schuld bekam.

g)     Beim Ergometer Training musste ich niesen. Danach habe ich einen dicken, gelben Onkel an die Griffe des Ergometers geschmiert.

h)     Am Essenstisch habe ich gewartet bis die Dame schräg gegenüber von mir den Mund voll hatte. Dann habe ich laut „KUCKUCK“ gerufen und sie spuckte vor Lachen ihren Mundinhalt in das Gesicht meines Tischnachbars.

i)       Ich wünschte ein paar Leuten aus Zehnhausen die Pest an den Leib und einen bestialischen Tod.

j)       Ich hatte unzüchtige Gedanken als mir die Schwesternhelferin Blut abgenommen hatte und es sehr feucht wurde.

k)     Ebenso hatte ich unzüchtige Gedanken als ich mich mit einer älteren Dame über korrekte Kleidung unterhalten hatte und sie ihre damalige Hotpants-Zeiten erwähnte.

l)       Bei der Asthmagymnastik hatte ich eingeatmet beim Hochziehen der Knie. Ich hätte aber ausatmen sollen.

m)    Beim Mittagessen ist mir ein Stück Truthahn aus dem Mund gefallen. Ich verbarg das Stück in meinem Bart und tat so als ob nichts geschehen wäre.

n)     In der Raucherentwöhnungspsychogruppe war ich unbeherrscht und schnauzte die Teilnehmer an dass ich mich mit Rauchern nicht unterhalten würde.

o)     Ich machte so lange Witze dass ein anderer Insasse sich vor Lachen Pipi in die Hose machte.

p)     Vor einer Tageswanderung fragte mich eine Frau wie das Wetter denn werden würde. Ich log dass es sehr sonnig und warm werden würde. Sie hatte am nächsten Tag eine Erkältung.

q)     Ich aß ein vegetarisches Gericht obwohl es alternativ auch Fleisch gab.

r)      Ich hatte einmal aus Versehen die Tagesschau eingeschaltet.

s)     Immer wenn ich im Wald ein Schild sehe „Kein Wanderweg!“, muss ich diesen Weg gehen.

t)       Wenn jemand sagt die Schwarzwälder Torte wäre beim Zimmermann sehr gut und bekömmlich, dann empfehle ich immer den Konditor Maier – der wäre besser. Und umgekehrt.

u)     Jemand sagte zu mir ich wäre nett und sympathisch. Ich habe ihn nicht berichtigt.

v)     Einmal war ich eine halbe Stunde zu früh bei einer „Anwendung“.

w)    Mir entfuhr ein Rülpser und ich schaute meinen Nachbar vorwurfsvoll an.

x)     Ich schlief beim Vortrag „Leben mit Schlafapnoe“ ein und schnarchte laut.

y)     Leuten die zu spät zu den Mahlzeiten kommen, empfehle ich immer das Gericht was am widerlichsten schmeckt.

z)      Hier in der Anstalt gibt es über 200 Insassen. Wenn es nach mir ginge würden schon mindestens 150 davon die Treppe runtergefallen sein.

Oh, was für ein Unglück! Das Alphabet ist zu Ende und ich bin noch nicht fertig! Was mache ich nur? Was soll ich tun? Ich glaube ich werde eine Büßerwanderung machen. Ja, genau! Das werde ich machen!

Anstaltsalltag

Warum ich so wenig aus meinem Anstaltsalltag berichte, fragen Sie sich? Das liegt darin begründet, dass ich hier „volles Programm“ habe. Alles ist durchgetaktet, wir sind eingeplant, wir funktionieren wie Maschinen im Anstaltseigenen Rhythmus. Alles muss seine Ordnung haben, jede Woche und jeder Tag ist für jeden einzelnen Insassen durchgeplant. Und so ergibt es sich, dass ich in meiner wenigen Freizeit nicht auch noch in den Computerbildschirm starren möchte.

Aber ab und zu mal, so wie jetzt, möchte ich eure Neugierde befriedigen. Vielleicht interessiert es ja dem einen oder anderen wie es mir hier im „Black Forrest“ als Berggeist in der „Schwarzwaldklinik“ so geht. Komischerweise habe ich jetzt um 14:30 Uhr schon frei. Ich sitze hier in der Cafeteria und gönne mir eine Tasse Haak-Kaffee, dazu eine Flasche Cola Light. Die Terrassentür steht auf, der Blick schweift über die grün bewaldeten Berge und – es zieht, verdammt noch mal! Wer lässt denn da immer die Türe auf? Wenn ich direkt nach vorne zum Verkaufstresen des kleinen Kiosks schaue, erblicke ich in einer gekühlten Vitrine Schwarzwälder Torte. Sie lächelt mich bereits seit 2,5 Wochen an. Sie wird doch wohl nicht aus Plastik sein? Aber ich bin stark. Seitdem ich hier bin habe ich noch nichts, aber auch rein gar kein Süßes zu mir genommen. Wenn man nicht den Süßstoff für den leckeren Birne-Vanille-Tee dazu rechnet. Trotzdem, hier in Todtmoos soll es die Konditorei Maier (oder so) geben die nachweislich und prominent in Reiseführern beschrieben, die beste Schwarzwälder Torte des Schwarzwaldes herstellt. So eine werde ich mir auf jeden Fall noch gönnen.

Wussten Sie schon dass ich seit ca. meinem 16. Lebensjahr nicht unerheblich rauche? Und dass ich noch nie einen Versuch gemacht hatte damit aufzuhören? Und jetzt kommt es, mit Antritt in dieser Anstalt am 29. Mai, habe ich keine Ziggi mehr genossen. Und ich habe vor das es so bleibt. Habe noch nicht mal Entzugserscheinungen, so kann es weitergehen als Nichtraucher. Dass ich seitdem auch kein Alkohol mehr getrunken habe ist einem Vorsatz geschuldet. Ich freue mich schon auf ein Gläschen wenn die vier Wochen vorbei sind.

Jeder Insasse hat im Speisesaal seinen festen Esstisch und –platz. Auf jedem Tisch liegt eine Liste in der sich jeder der fünf Tischgäste zu jeder Mahlzeit, also drei Mal pro Tag, mit Unterschrift eintragen muss. Zum Abendessen oder an den Wochenenden/Feiertags kann man sich aber auch entschuldigen indem man „Ausflug“ oder „Abwesend“ im Vorhinein einträgt. So weiß die Anstalt immer das man noch unter den Lebenden weilt sowie regelmäßig Nahrung zu sich nimmt. Eines Abends, ich mache halbnackt Gymnastik in meiner Einzelzelle, rasselt an der Zellentür ein Schlüsselbund und eine Wärterin stürmt rein, betrachtet mich vorwurfsvoll von oben bis unten und wieder zurück und bellt mich an: „Warum waren Sie beim Abendessen nicht anwesend?“ Ich erklärte dass ich sehr wohl anwesend, das Abendessen überaus delikat und bekömmlich war und ich mich korrekt in die Anwesenheitsliste eingetragen hätte. Isch schwör! Sie fuhr mit ihrer Musterung fort und meinte, diesmal etwas zögerlicher: „Und warum sind Sie nicht ans Telefon gegangen als ich vorhin anrief?“. „Weil es nicht geklingelt hat.“, erwiderte ich. Zack! So, liebe Leute, erhält man Damenbesuch in seiner Zelle. Dabei sollte es aber nicht bleiben.

Das Essen hier im Knast in der Anstalt ist super. Für mich als eingefleischten Nichtvegetarier ist immer was dabei, für die anderen auch. Letztens war ich in einem Vogelpark gewesen und fotografierte einen Truthahn. Und raten Sie mal was es heute Mittag zu essen gab? Truthahn! Habe ich noch nie gegessen und da bin ich ja komisch. Nach dem Motto: „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht.“. Die Alternative wäre eine gebackene Süßkartoffel mit Avocado gewesen. Bähh! Also probierte ich den gebratenen Truthahn mit grünen Nudeln und Pfifferlingsoße. Wenn es nicht geschmeckt hätte, hätte ich es immer noch verschenken, ausspeien oder unter den Tisch fallen lassen können. Aber doch ja, es war lecker. War nicht weit von Huhn entfernt. Ferdi, mein Tischnachbar und pensionierter Meisterkoch, meinte das der Truthahn die männliche Pute wäre. Also die Frau heißt Pute, der Mann Truthahn. Ich fragte ihn ob der Mann nicht Puterich oder wenigstens doch Putin heißen würde. Nein, allerhöchstens Puter, könnte er heißen. Aber definitiv Truthahn. Aber warum dann die Frau nicht Truthenne heißen würde, fragte ich ihn. Nein, das wäre nur der Hahn und nicht die Pute. Aber wenn er so darüber nachdenken würde, wüsste er es dann doch nicht mehr so genau. Schön dass das wenigstens geklärt ist. Oder auch nicht.

Der der Cafeteria angeschlossene Kiosk hat so allerlei Dinge des täglichen Bedarfs. Es gibt Süßigkeiten, Liebesromane, die Bild-Zeitung, Landkarten, Postkarten und Briefmarken, Schwarzwälder Tinnef, Todtmooser Lebkuchen. Hach, jede Menge Zeug was ein Rehabilitand so meint gebrauchen zu können. Oder anders ausgedrückt, all das was ein normaler Kiosk auch so hat. Mit einer Ausnahme, es gibt kein Nikotin und kein Alkohol. Was diesen Kiosk allerdings von anderen unterscheidet, ist eine gewisse offen zur Schau gestellte Frivolität. Was ich erst unglaublich, später amüsant fand. Denn die im Kioskschaufenster befindliche, weibliche Schaufensterpuppe hatte, bestimmt eine Woche lang, untenrum nichts an. Nichts! Auf dem Kopf einen Hut, um den Hals einen Schal. Eine Bluse dann. Aber dann, nichts mehr. Nur Schuhe. Unten an den Füßen. Ich dachte ich sehe nicht richtig. Die Puppe wurde auch im Speisesaal nicht thematisiert. Bis ich es nach einigen Tagen am Tisch ansprach. Warum hier im Schwarzwald alles so spießig wäre aber da, diese halbnackte Dame im Schaufenster.. Die anwesenden Damen und Herren schauten mich pikiert an. Wo ich denn bitteschön, hinschauen würde? Auf was ich – bitteschön, denn auf alles achten würde? Wissen Sie was? Ich fühlte mich schon fast wie ein Verbrecher. Schon fast Opfer der MeToo-Bewegung. Wollte schon fast meine Hosen herunterziehen zur Verdeutlichung dieses unglaublichen Vorgangs. Ich beließ es aber dabei, schrieb einen entsprechenden Brief an die Anstaltsleitung und am nächsten Tag war die Dame nicht mehr nackig, untenrum. Denn zunächst wanderte ihr Schal nach unten, drapiert als breiter Gürtel und am übernächsten Tag hatte sie ein Röckchen an. Geht doch, dachte ich mir während mich einige männliche Insassen böse anschauten, einige mich sogar rempelten.

Als extravaganten und besonderen Service empfinde ich hier die sogenannten „Notrufschalter“, die in jeder Zelle installiert sind. Da ist zunächst der Schalter am Bett zu nennen. Da soll man wohl drauf drücken wenn man im Bett gewisse, wie soll ich sagen, gewisse Gelüste, Bedürfnisse hat.  Dann gibt es noch einen solchen Schalter direkt am Klosett. Den bedient man wenn das Klopapier mal alle sein sollte. In der Dusche gibt es anstatt eines Schalters, ein Seil an dem man wohl ziehen soll wenn einem die Seife heruntergefallen ist. Am ersten Abend im Bett, ich fremdelte ein wenig mit der ungewohnten Umgebung, drückte ich den Bettschalter und kurz darauf, ich hatte schon erwartungsvoll die Bettdecke ein wenig gelüftet, stand ein weiß uniformierter Mann in meiner Zelle und schaute mich fragend an. Ich schaute fragend zurück. Denn was sind das für Gepflogenheiten? Die Situation klärte sich rasch als ich auf den Schalter zeigte und laut „SCHWESTERNRUF“ vorlas. Er verließ alsbald meine Zelle nicht ohne noch von „Hausverwaltung melden“ und „Frechheit“ zu grummeln. Ich notierte mir seinen Namen auf meiner Liste. Ich möchte Sie aber nicht weiter damit langweilen. Sie wollen sicher nicht die unerquickliche Geschichte lesen als die Rolle Klopapier leer war.

Die Anstaltsleitung hat sich eine perfide Art ausgedacht um die körperliche Fitness der Insassen aufrecht zu erhalten. In Ermangelung einer allgemeinen Anstaltswäscherei muss man sich um die Sauberkeit seiner Wäsche selber kümmern. Dazu gibt es unten im Keller einen Raum in dem vier Waschmaschinen und vier Trockenautomaten stehen. Je Wasch- oder Trockenvorgang kauft man sich für 2,50 EUR eine Wertmarke, und kann damit die gewünschte Maschine in Gang setzen. Der Waschgang war, genau wie das Display anzeigte, nach 0:55 Minuten fertig (Pflegeleicht). Dann übergab ich meine Wäsche dem Trockner und versuchte diesen erstmals in meinem Leben ans Laufen zu kriegen. Ich fand ein Programm Pflegeleicht/Schranktrocken, startete das Ding und bekam eine Laufzeit von ca. 1 Stunde angezeigt. Prima, ich war stolz auf mich! Nach etwas über eine Stunde lief ich die Treppen runter in den Keller um zu sehen ob meine Wäsche trocken ist. Die Maschine zeigte mir aber noch eine Restlaufzeit von 19 Minuten an. Alles klar, ich wieder hoch in meine Zelle. Nach einer halben Stunde lief ich hoffnungsfroh wieder runter, jedoch zeigte mir die Maschine diesmal noch eine Restlaufzeit von 12 Minuten an. Tja, kann ja passieren. So Maschinen sind ja auch nur Menschen von Menschen programmiert.

Nach einer weiteren viertel Stunde lief ich erwartungsvoll wieder in den Keller um die trockene Wäsche zu entnehmen und was erblickten meine mittlerweile ahnungsvollen Augen? Restlaufzeit noch 45 Minuten. Da hat sie aber noch mal einen Satz gemacht, dachte ich so bei mir während ich die Treppen wieder hoch lief, diesmal in den Gesellschaftsraum. Meine Erklärungen in die Runde ob dieser frechen Maschine lösten allgemeine Heiterkeit aber auch wohlmeinende Ratschläge aus: „Hast Du auch wirklich Schranktrocken eingestellt?“, „Tststs, Männer!“, „Ist es das erste Mal in Deinem Leben dass Du einen Trockner bedienst?“, „Hast Du überhaupt richtig auf Start gedrückt?“.. Jedenfalls war ich sehr dankbar über diese Tipps und verteilte daher großzügig ein paar Schellen und ging wieder in meine Zelle. Nacht um 23 Uhr zeigte die Maschine übrigens einen technischen Fehler an, ich sollte den Service anrufen. Das tat ich aber nicht. Die Trocknertür ging glücklicherweise auf, ich entnahm meine klamme Wäsche und probierte einen nächsten Trockner. Der vierte Trockner dann endlich, funktionierte, und ich konnte vor dem allgemeinen Wecken noch eine Stunde schlafen. Das Wochenende liegt vor mir und das nächste Waschen steht wieder an. Dieses ewige Treppab und Treppauf ist gut für die Beine, kann ich Ihnen sagen. Da kommt im sogenannten „Kombiraum“ kein Stepper mit.

Haben Sie bis hierhin durchgehalten? Prima, das haben Sie sehr gut gemacht! Noch einen kleinen Schwank gefällig? Vielleicht dass es hier „Zapfstationen“ gibt? Und in dem Zusammenhang, warum sich die Insassen mit Prost, Prosit, Cheers, Santé oder Skål begrüßen wenn sie sich begegnen? Ach ich hör auf. Muss noch schnell zu Bauch, Beine, Po.

Schirrmi 🙂

s’Läbe isch schön

Das Leben ist schön.. Das ich nicht lache!

Seit fast zwei Wochen bin ich jetzt hier im Schwarzwald in der Anstalt. Und da erblicke ich auf dem Herzogenhorn den Aufkleber „s’Läbe isch schön“. Ich bin beinahe verreckt an dem Gedanken ob ich lachen oder weinen sollte. Alleine die Sprache der Eingeborenen hier. Aber dann auch noch diese Aussage. Das Leben wäre schön, haha!!! Furzen könnte ich!

Wie gesagt, seit cirka zwei Wochen habe ich hier in der Anstalt eine Einzelzelle und nur ab und zu darf ich raus. Die Wärter und die weißgekleideten Folterknechte verabreichen mir Medikamente und füttern mich mit spezieller Anstaltskost. Dreimal täglich werde ich bei der Gruppenzwangsverpflegung von sogenannten „Diätassistentinnen“ schräg angeschaut während sie mir meinen Teller filzen.

„Das Leben ist schön! – Galgenhumor in Reinform! Schauen Sie doch selbst was diese zwei Wochen aus einem jungen, attraktiven, starken Mann gemacht haben:

Wenn das hier mit diesen fiesen Menschenversuchen so weitergeht, FLIPPE ICH NOCH MAL AUS, VERDAMMT NOCH MAL!!!!!