Mein Lieblingshoodie, feinste Merinowolle in schwarz, machte mir seit einigen Monaten Sorgen. Der Reißverschluss hakte unten immer ein wenig, später dann penetrant immer mehr. Menno, ärgerte ich mich jedes Mal, wenn es wieder hakte. Denn dieser Hoodie, mein Liebling, riecht immer noch nach Schaaf – obwohl er bereits seit drei Jahren nie gewaschen wurde. Also noch nie.

Grade eben, ich denke über echte Handarbeit nach, sprach ich L. an. Ob sie sich das Übel nicht mal ansehen könnte. Schwups, Faden und Nadel und ein paar Minuten später – alles wieder in bester Ordnung. Warum ich nicht früher etwas gesagt hätte. Denn es war die letzte Gelegenheit, noch etwas zu retten. Etc.

Wie schön, wenn man eine Maßschneiderin daheim hat. Danke und Kussi Mausi!

Harzfalkenhof Bad Sachsa (Harz)

Letztens war ich mal wieder im Harz am Herumwandern. In und in der Umgebung von Bad Sachsa herum war ich schon öfters mal. Diesmal, die geliebte L. war mit dabei, besuchten wir bei Gelegenheit auch endlich mal den Harzfalkenhof. Wie Sie vielleicht schon wissen, Tiere persönlich in die Augen zu blicken, gibt mir etwas. Und wenn es um Vögel geht, die Kids der Dinos, umso mehr. Harzfalkenhof Bad Sachsa (Harz) weiterlesen

Heidnische Gebräuche

Gruselig ist es hier im beschaulichen Westerwald. Nein, nicht dass was Sie denken an Halloween 2023. Vielmehr schaute ich heute Spätnachmittag nach einer atemberaubenden und überaus interessanten Telefonkonferenz in den Spiegel und erschrak. Die drei Tage Homeoffice plus die zwei Tage an den Wochenenden, an denen ich mir nicht sonderlich Mühe für ein adrettes Äußeres gebe, reichten mal wieder aus mir vor dem nächsten Präsenztag vorzunehmen:

– Augenbrauen
– Bart
– Koteletten
– Unterhose
– Nasenhaare
– Obst und Joghurt, Anti-Alk-Getränke
– Duschen / Deo / Stinkewinkel etc.

Die Rücksprache mit der Liebsten anlässlich Halloween ergab: „Nö, da klingelt sowieso niemand. Hast ja keinen beleuchteten Kürbis oder die tote Oma im Eingang hängen.“. Nun gut. Ich kaufte trotzdem was „Süßes“ ein, man weiß ja nie.

18:30 Uhr – klingelingeling
Wohlwissend dass ich im Äußeren nicht für meinen nächsten Präsenztag vorbereitet bin, riss ich die Türe auf und rief mit einem irren Gesichtsausdruck: „Wat is‘?“. Da stond drusse eener mit ner Fleischmütze und einem Overall auf dem fett „Malteser“ aufgeklettet war. „Guten Abend! Kennen Sie die Malteser?“ So fragte er mich. „Na selbstverständlich! Aber Sie sind ein wenig zu groß und sehen nicht so süß aus, wie ein Solcher.“ erwiderte ich. Dumpfe Schaafaugen blickten mich an. Es gab ein hin- und her hinsichtlich Spenden, nur 5 EUR die Woche auf das Jahr gesehen, blablabla bis ich der Diskussion ein Ende bereitete und mich fast mit einem Arschtritt empfahl.

19 Uhr – klingelingleling
Aha, ich sah durch meine aus dem 12. Jahrhundert Verbleiglaste Eingangstür nach außen und erblickte schemenhaft kleine und große Monster, versammelt auf meiner Marmor-Eingangstreppe. Ich riss die schwere, solide Türe auf, machte einen Buckel, riss meine überaus strahlenden blauen Augen auf und brüllte die entsetzten kleinen Gespenster an: „WAT IS?“. Die Kleinen beförderten zugleich den Größten nach vorne, der mir ein „Triek ohr triet“ entgegen hauchte. Ich wusste schon, dass diese Gören aus unserem wunderbaren, nicht-korrupten, europäischen Nachbarland (Sie wissen schon – die gelb-blauen Nazis) kommen und brüllte den kleinen Hitler an: „WIR SIND HIER IN DEUTSCHLAND! WIE HEIßt DAS AUF DEUTSCH?“. Ganz zaghaft kam die Formel, alle hatten die Hosen voll und stolperten von meinem Hauseingang weg. Ich rief die Kameraden zurück, bis sie stillstanden. Dann hat jeder einen alten Müsliriegel in die Hand bekommen. Wegtreten!

20 Uhr – klingelingeling
Ich sitze hier immer noch kichernd und berichte der Geliebten per Fernsprecher, dass ich grade eine wilde Horde aus dem Osten abgewehrt hatte, da klingellingte es schon wieder. Gleiche Szene: Ich reiße die Tür auf, mache einen wilden Eindruck und brülle, hörbar in der ganzen Villengegend, wie ein Verrückter die kleinen und kleinsten Gespenster an: „ICH FRESSE EUCH!“. Geradeaus auf dem Bürgersteig sehe ich einen Erwachsenen der auf die Kleinen Racker aufpasse, und ich frage die süße Bande: „Süßes oder Saures kann ja jeder. Könnt ihr mir aber auch ein Lied vorsingen?“. „Na klar“ so ein keckes, kleines, blondes Ding und fing an lieblich zu singen, die anderen Kinder fielen ein und brachten gemeinsam ein „Oh Du lieber Nikolaus..“ bis zum Ende zustande.
Ich war gerührt. Um nicht zu sagen geschüttelt. James Bond würde auf die Frage „Gerührt oder geschüttelt?“ Mit „Sehe ich so aus, also ob mich das interessieren würde?“ antworten. Herrlich, kann ich Ihnen sagen! Ich ließ die alten vergammelten Müsli-Riegel in meiner Arschtasche, bat mir eine Sekunde aus, ging in mein Herrenzimmer und stopfte meine D&C-Reisetasche mit meinen persönlichen Leckereien voll, und sah anschließend zu, wie sich diese netten, süßen, kleinen, intelligenten, blonden, dem deutschen Liedgut mächtigen Kinderchen über meine Gaben hermachten. Es gab kein wildes Gerangel. Die eine zu dem anderen: „Oh, ich glaube ich habe zuviel genommen, bitte hier – ich gebe Dir das ab.“ Oder der eine Junge „welch ein schöner Abend, wir sangen zur Freude der Nachbarn – was brauche ich Süßes?“. Alle Kinder haben sich nett vor mir verbeugt und einen schönen Abend und mir ein langes, gesundes Leben gewünscht. In Zweierreihe gingen sie dann mit fröhlich zufriedenen Pausbäckchengesichtern weiter zu meinem lieben Nachbarn.

22 Uhr – Stille
Es klingelt niemand mehr bis jetzt. Habe die alten Müsliriegel wieder in den verschimmelten Rucksack der geliebten L. verbracht. Falls doch noch jemand Süßes haben möchte im späteren Verlauf des Abend, derjenige muss mit Apfelküchlein zufrieden sein. Oder es gibt Saures!

Bis denne, alte Henne!

Alter, hört sich nicht gut an wie es Dir geht. Sende Dir ein paar Buchstaben Kraft und Mitgefühl in das elendige, dreckige Berlin.

Meinst Du hättest das Schlimmste hinter Dir? Schön wärs. Die Teufel sind immer da. Egal mit was, mit wem und von oben oder unten. Muss man halt mit Leben. Wenn nicht, dann halt nicht. Wäre aber Verschwendung und unglaubliche, demütige Aufgabe.

Du bist nicht alleine. Wir sind nicht alleine. Die Endgültigkeit sieht lieb aus, macht es aber nicht zur besseren Alternative. Niemand weiß, was Schönes vor einem liegt. Es gibt noch viel, redet man mir ins Ohr.

Kopp hoch!

Nicht alles schlecht – 1969

Kennen Sie die Coen-Brüder? Ethan und Joel, bekannt als Regisseure von so Filmperlen wie The Big Lebowski, No Country for old Men und – Fargo. Ich liebe diese Filme ebenso wie diese Brüder, die mir dankenswerterweise so viele wunderschöne Film-Stunden bereitet haben.

Ich bin normalerweise kein Freund von Serien. Für einen guten Film bin ich immer zu haben. Sagen wir mal 2 Stunden oder so, das bekomme ich hin. Aber Serien? Da musste dabeibleiben. Da geht wertvolle Lebenszeit drauf. Aber da schlug mir Prime ein Schnippchen und schlug mir „Fargo“ die Serie vor. Ich begann zu schauen und kann Ihnen sagen: Großartig! Blut, Herz, Liebe, Hass, Sarkasmus, Absurditäten, geniale Dialoge und sparsame aber wenn, dann mitreißende Filmmusik. Bin jetzt am Ende der zweiten Staffel angelangt und benehme mich in der Knochenmühle wie ein Süchtiger der erst am Abend den nächsten Schuss erhält, fiebernd auf die nächste Folge.

1969. In dem Jahr ist viel passiert und lassen Sie mich das Schlechte einfach weglassen. Nur über Gutes reden. Wie z.B., dass die Amis im Sommer 1969 der UDSSR ein Ass ins Feld schossen. Ähm, eine geglückte Mondlandung hinbekamen. Vorher waren die Amis technologisch im All eher nicht so gut drauf. Zur gleichen Zeit entschied ich mich zur Welt zu kommen. Schon damals hatte ich eine Abneigung gegen Fisch und den Geruch desselbigen. Daher kam für mich nur ein Kaiserschnitt in Frage. Ich liebte meine Mama inniglich schon damals und als Vorteil verkaufte ich ihr, dass sie sich immense und unvorstellbare Schmerzen ersparte. So war es dann. Als liebevolles Andenken an die Geburt ihres liebsten Sohnes, erhielt sie als Auszeichnung eine kleine, süße und neckische Narbe auf dem Bauch.

Fargo – 1969. Wenn Sie mich sehen könnten, warum ich hier grade diesen Blog schreibe. Ein Tanztalent hatte ich noch nie. Jedoch schlackern hier grade seit Stunden meine Gliedmaße, mit geschlossenen Augen genieße – nein, feiere ich Bobby Womack. Ein Song von ihm, kam in der zweiten Fargo-Staffel vor. Eine Coverversion von California Dreamin. ASTREIN! Aus seinem Album Fly me to the Moon, wohl ebenfalls aus dem Jahre 1969. HAMMER! Jetzt höre ich und meine Nachbarn seit Stunden schwarze, groovige Musik und ich könnte in dieser Stimmung kein Iron Maiden hören. Oder die Lustigen Oberpfälzischen Lekka Lederschwanz-Bubn. Was weiß ich?

Marvin Gaye, Al Green, Otis Redding, Isaac Hayes (Theme from Shaft), Tina Turner, Gladys Knight, James Brown etc. Die Terrassentür zu, Platz genommen im Stereodreieck und dazu ein Glas Seele. So viel Seele in diesen Musikern, in dessen Songs. Ich genieße und hoffe, Sie haben dieses Gefühl ebenso und noch nicht vergessen.