Vögeln

Ich hoffe euch und euren Liebsten geht es gut und ihr seid gesund und munter!

Derzeit findet ein unglaublicher Pollenflug statt. Nach einer längeren Radtour im „schönen“ Westerwald, konnte ich lange Zeit nicht mehr richtig atmen. Das macht kein Spaß, vor allem wenn man sowieso schon sein ganzes Leben unter Asthma leidet.

Letztes Jahr erkrankte ich am „Grauen Star“. Die Krankheit kam plötzlich und betraf beide Augen. Sehr ungewöhnlich für einen Jungmann wie mich, im noch zarten Alter (O-Ton der Augenärztin). Jedenfalls bekam ich dann zwei neue Linsen eingesetzt und es war wie ein neues Leben. Wie als ob jemand die Scheiben gewischt hätte. Der Grauschleier war weg und ich konnte wieder deutlich und farbig sehen. Das ist sehr wichtig für mich, als Informatiker und dilettierender Hobbyfotograf. Die Sehkraft des linken Auges wurde allerdings ab dem jetzigen Februar schlechter. Somit wurde vorgestern mit einem Laser der „Nachstar“ entfernt und die Sicht ist wieder besser. Meiner Mama geht es leider nicht gut. Sie ist mit Fieber ins Krankenhaus gekommen. Besuche sind nicht erlaubt. Macht mich fertig! Aber jetzt genug mit dem Wehklagen.

In diesen verrückten Zeiten, in denen man nicht mehr weiß, wem und was man glauben soll, mit der zwangsverordneten Quarantäne und dem ewigen Homeoffice, dem ebenso zwangsverordneten Maulkorb und die Abstandsregeln mit denen man laut unseren glorreichen und klugen Führern der „Pandemie“ trotzen kann, und vieles mehr – muss ich mich echt anstrengen um nicht mal ein wenig „aufzuräumen“. Geplantes Chaos mit geballter Propaganda. Mehr noch als sonst. Einfach widerlich!

Tja, was soll man machen? Ich weiß es doch auch nicht. Wie wäre es mit Vögeln? Oder anderen beim Vögeln zuschauen? Beides? Oder Vögel zuschauen, bei ihren klugen Verrichtungen mit ohne Mund-Nasen-Schutz? Ja, dass alles und noch viel mehr. Mit Letzterem möchte ich versuchen mich ein wenig abzulenken. Vielleicht auch euch.

Von meinem letzten Zuhause in einem 300-Seelen-Dorf inmitten der Natur, war ich es gewohnt eine überaus reichhaltige Tierwelt in meinem Garten zu haben. Säuge-, Raub- und gefiederte Tiere, Schlangen, Echsen, Kröten. Ja, auch riesengroße Arschlöcher. Es würde das Internet sprengen, hier eine vollständige Liste wiederzugeben. Schon seit Jahren erhalten die Tiere in meinem Garten ganzjährig Futter von mir. Sie freuen sich, ich freue mich. Was soll ich sonst mit meinem Geld machen? Jetzt hier in Monte, einer Stadt mit ca. 47 Mal mehr Einwohnern, in diesem Reihenmittelhaus, ist diese Vielfalt nicht gegeben. Es beschränkt sich meist „nur“ auf Spatzen, Meisen, Rotschwänze, Amseln und Drosseln. Also das übliche. Ach, die verdammte Nachbarskatze, die mir hier überall in den Garten scheißt und meinen Grill anpisst, die gibt es neben Mäusen auch noch.

Weil ich aufgrund der „Krise“ seit gefühlten Ewigkeiten im Homeoffice arbeite, verbringe ich meine Tee- oder Kaffeepause etc. gerne auf der Terrasse und beäuge die Tierlein. Es ist bewundernswert zu sehen wie die Blaumeiseneltern unermüdlich die Futterstelle anfliegen, sich den Schnabel vollmachen und zu ihren Babys fliegen, um sie zu füttern. Dann schnell wieder zurück zur Futterstelle und hin und her. Den ganzen Tag. Alle 20 Sekunden. Oder wenn Papa-Amsel mit dem Schnabel voller Würmer vom Gartenzaun direkt auf mich zufliegt und vor mir auf dem Tisch landet. Mich ansieht, als ob er mich füttern wollte. Dann aber irritierend den Kopf schüttelnd wieder wegfliegt. Diese Amseln sind übrigens super wehrhaft. Es sind keine Weicheier. Sie schlagen Alarm und können manchmal sogar die verdammte Pisskatze vom Nachbarn vertreiben. Sie absolvieren erfolgreiche Luftkämpfe gegen Eichelhäher und Raben und stellen sich sogar mir und meinem Rasenmäher in den Weg, als ob es ihr Rasen wäre. Sie ficken übrigens auch gern. Vielweiberei, wie ich manchmal meine.

Putzig und immer für Spaß und Aufregung zu haben, sind die Spatzen. Unter denen gibt es einen, ich nenne ihn „Endgegner“, einen richtig großen, kräftigen und furchtlosen Spatzenmann. Wenn der kommt, wird direkt Platz gemacht. Die ganzen Knödel, alle nur für ihn und alle anderen Spatzen, ja, auch die Blaumeisen (und ich), schauen aus gebührendem Abstand zu wie er sich den Bauch vollschlägt und wir erwarten alle, dass er irgendwann zwangsläufig mit seiner dicken Plauze einfach zu Boden fällt. Schwerkraft. So wie bei mir. Ein Blick von dem reicht, dann traut sich niemand anderes an die Futterstelle. Chef!

Die Spatzenfamilien sind echt super sozial und lernfähig. Mehrere Generationen im Familienband, unterhalten sich, sprechen sich ab wo es wieder etwas Neues gibt und erkunden gemeinsam die Welt. Sie kümmern sich gemeinsam um die Babys, die Kindergarten- und Grundschulspätzchen, füttern, leiten an, führen vor. Die Kleinen sind wissbegierig und lernen schnell. Auch wenn es manchmal unsanft ist. Wenn sie bspw. an das Futter heranfliegen wo der „Endgegner“ grade seiner Völlerei frönt.

Manchmal, wie auf Kommando, huscht die Vogelschar plötzlich und wie aus keinem besonderen Grunde, in Deckung meiner krüppeligen Kiefer. Verkriechen sich tief in die Äste und harren aus. Egal welche Singvogelart, in solchen Momenten herrscht Waffenstillstand und Eintracht. Manchmal erkenne ich den Grund warum sie sich verstecken. Dann ist über die Reihenhaussiedlung ein kreisender Falke oder Sperber zu sehen. Die Kleinen sind geduldig und bleiben sehr lange im Versteck bis die Luft wieder rein ist. Eine Blaumeise flog einmal ein wenig aus dem Geäst und huschte direkt wieder zurück. Ich sah, dass von hinten, oben, noch ein Falke flog und wunderte mich wie die Meise den erblicken konnte. Ich gehe davon aus, dass die Tiere über alle Arten hinweg, miteinander kommunizieren. Aber ganz genau weiß ich es nicht. Apropos kommunizieren. Die morgendlichen und abendlichen Gesänge sind wunderbar. Die Amseln können fast am besten singen. Da kommt dann erstmal lange nichts. Außer es meldet sich der winzig kleine Zaunkönig, dessen lieblicher Gesang so herzlich schön ist, dass alle still sind und ihm zuhören und ich meine Sorgen für einen Moment vergesse. Glücksmomente. Bewahren!

Einer meiner Knödelsilos hängt an einer Gabione, gefüllt mit Bruchsteinen. In dieser Gabione lebt mindestens eine Maus. Ich vermute es sind viele Mäuse, ich sehe aber immer nur eine Maus zur gleichen Zeit. Diese kommt oft hinter den Knödeln aus den Steinen hervor, hält sich mit ihren kleinen Pfötchen am Silo fest und futtert sich das Mäulchen voll, nur um zu verschwinden und kurze Zeit später die Mahlzeit fortzusetzen. Und so weiter. Den Singvögeln ist das nicht geheuer. Sie sitzen dann gespannt da unten rum und schauen sich, mit mir, das Mäuschen an. Erst wenn es weg ist, kommt die Vogelschaar wieder. Außer… der „Endgegner“ – der schert sich einen Dreck um das kleine Nagetier und fliegt mit Wucht an die Knödel so dass die kleine Maus vor Angst laut piepsend in die Wand verschwindet.

Ach, finde ich echt schön die Tierchen zu beobachten. Obwohl die Vögel auch manchmal ärgerlich sein können. Vor allem wenn sie furzen. Was? Ihr fragt euch warum das ärgerlich ist? Was so ein kleiner Vogelfurz stören soll? Na ja, sie furzen immer feucht. Es kommt also immer Kackkack mit raus. Manchmal mitten auf meinen Gartentisch. Oder auf meine Wäsche. Na ja, kann man ihnen nicht verbieten, denke ich. Da hilft wohl kein Schild „Kacken verboten!“. Oder für die Amseln, wenn sie wieder mal meine Beete umgraben und mit Dreck schmeißen: „Beete betreten verboten!“. Hilft wohl auch nicht. Ist mir eigentlich auch egal. Sollen sie machen.

Soll ich noch ein wenig über die Fledermäuse faseln, die trotz Dunkelheit und wahnwitzigen Flugmanövern immer noch nicht gegen meinen Schädel geflogen sind? Oder die Schwalben, diese wunderbaren Flugkünstler, die ebenso unermüdlich und mit rasanter Geschwindigkeit Ihre Nester anfliegen und doch immer rechtzeitig abbremsen und sauber in die kleinen Nestlöcher landen können? Die todesmutig und ungeachtet ihrer kleinen Größe, Bussarde und Rotmilane angreifen? Vielleicht ein anderes Mal.

Bleibt gesund!