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Grabräuber

Hat hier schon mal jemand seine Oma umgebettet? Ich frage jetzt nicht Altenpfleger oder Familienangehörige, die sich um die lieben, lebenden Omis kümmern. Nein, ich rede von der verstorbenen Oma – Gott habe sie Seelig!

Die Tochter meiner Mutter und meines Vaters schickte uns, den Familienmitgliedern, per modernder Kommunikation innerhalb einer „Gruppe“ ein Foto eines Zeitungsauschnitts: „Für folgende Wahlgrabstätten auf den xxx Friedhöfen ist das Nutzungsrecht abgelaufen: “ In der Liste, unsere Oma, friedlich und mit Gottes Segen, hatte Nummer V1 Nr. 38. Ob nicht einer der Enkel das Grab räumen könnte. Ich sagte sofort zu. Denn eine Woche Kurzurlaub mit Scheißwetter und Reiseverbot aufgrund der zweiten (ist sie schon da?) Corona-Welle, ließ mich freudig auf ein wenig Tätigkeit und Muskelarbeit hoffen.

Bewaffnet mit Schippe, Sackkarre, Spitzhacke etc, bin ich dann da in das andere Bundesland gefahren und fand recht schnell das Grab meiner lieben Omi. Ich tat was ich tun musste und schnell war alles abgebaut, ausgehoben, umgegraben, „sauber gemacht“ und alles was an das Omi-Grab erinnern konnte, befand sich in meinem Kofferraum und machte noch ein Foto vom verbliebenen Erdloch. Hier am Arsch der Welt habe ich den ganzen Kram ausgeladen und in meinen Vorgarten drapiert, mitsamt gravierter Grabplatte.

Stolz auf meine Leistung, schickte ich ein Foto des ehemaligen Grabs in die Familiengruppe und wollte, wie immer, Lob erhalten. Ein Bruder sandte nur eine Frage: „Hast Du auch das richtige Grab genommen?“. Ich sann über diese Frage nach und antwortete mit: „EY, DU ARSCH! Ich werde doch noch wissen wie unsere selige Oma heißt! Elfriede Koch!“. Mein Telefon vibrierte, und ich las nur dieses eine Wort: „Nein!“