
Schon komisch, immer wenn ich hier sitze und euch schreiben will, erinnere ich mich an eines meiner Steckenpferde, nämlich Märchen lesen – Märchen aus aller Welt. So auch jetzt. Es fallen mir spontan und wenig kreativ immer so Einleitungssätze ein wie „Es begab sich zu einer Zeit….“ oder „Es war einmal…“ oder „Zu einer Zeit als….“. Dann habe ich jedes Mal einen Knoten im Kopf und verliere mich grübelnder Weise in Gedanken über eine sinnvolle und dabei auch packende Einleitung meiner Ergüsse (Schriebkram). Irgendwann bezwinge ich die ewig antrainierten Einleitungen und mache dann doch was ich will. So auch jetzt!
Es begab sich also zu einer Zeit im Sommer des Jahres 2012 das S. und Johi den schönsten Wanderweg der Welt begehen wollten. Ach, was sage ich? Begehen? Nein, bezwingen, erstürmen, besiegen. Im Sturm, per Blitzkrieg, im Laufschritt, immer Vorwärts ohne Rücksicht, den inneren Schweinehund bekämpfend, nur nach Vorne und nicht zurück, mit Drang und festen Willen bis er sich ergibt – der schönste Wanderweg der Welt!
Der liebliche Lieserpfad in der Eifel. 40 Kilometer von Daun nach Wittlich. So schön und friedlich wandernd links, mal rechts am Lauf des Flusses, des Baches, der wilden Bestie, der Lieser – dann aber auch mal oberhalb, komischerweise auch mal unterhalb (fast), immer mit Mut, stark und unaufhaltsam nach Wittlich stürmend, möchte ich euch eine wundersame, schreckliche aber auch seltsame Begebenheit nicht vorenthalten. Ein wenig Hintergrundinformation präsentierend zur passenden Zeit gesellt sich gerne zu einem aufmerksamen, begabten Schreiberling. So auch jetzt:
=============== Hintergrundinfos – Schnipp ===============
Die Lieser ist ein Fluss in Rheinland-Pfalz/Eifel, ca. 70km lang, entspringt in der Vulkaneifel und mündet in der Mosel. Der Lieserpfad wird von Manual Andrack in eines seiner Bücher als der „schönste Wanderweg der Welt“ postuliert. Der Pfad ist ein Teilstück des Hauptwanderwegs #3, Erft-Lieser-Mosel-Weg des Eifelvereins und soll wohl der schönste Streckenabschnitt des Weges sein. Wie immer: Google und Wikipedia ist Dein Freund.
=============== Hintergrundinfos – Schnapp ===============
Jetzt könnte ich euch eigentlich damit langweilen mich in Details zu verlieren, wie z.B. die vermaledeite Buchung eines Doppelzimmers im „Ersten Haus am Platz“ in Manderscheid, die Erkenntnis das man lieber den Rat von S. bezüglich der Übernachtung befolgt hätte, den Diebstahl einer Birne (Obst), Schnattergänse in Form einer wandernden Gruppe von Mädels (Alter ca. 65 Jahren) die uns sportlich herausgefordert hatten, das im Wald auf Wegweisern angepriesene Mausloch

(„Ähm, Maus, meinen die Deins? Und wenn ja, welches von den Dreien?“) oder auch den Hinweis auf duschende Baumstämme die alle 10 Minuten die Seiten wechseln. Nee, mit solcherlei unnützen Geschichten möchte ich euch nicht belästigen. Also ab zum Thema!
Das verlängerte Wanderwochenende wurde schon Wochen im Voraus geplant. Die Unterkunft war gebucht. Das deutsche, letztwöchige Hochsommerwetter versprach Hochgenuss beim Wandern. Aber je näher die Tage fortschritten (hihi.. schreitende Tage) umso mehr kristallisierten sich Wetterberichte über Unwetter, Gewitter, Regen, Sturm etc. genau für diese Gegend heraus.
Und so war es dann auch, am Samstag den 28 Juli 2012 i.T.d.H. (im Tage des Herrn) begab es sich also das sich die himmlischen Pforten öffneten, die Wanderwegbezwinger zu radikalen Verteidigungsstrategien zwangen wie z.B. Regenjacke, Regenschirm und Durchhalteparolen skandierend das Endziel im Blick zu halten. Ertrunkene Tiere allenthalben auf dem Pfad, Schnattergänse schweigend, überaus fitte, sonnengebräunte, Wadenmuskelbepackte ältere, grau/weiße Wanderrentner verzweifelnd und verloren am Wegesrand, die Schöffel-Wanderhosen nur noch traurige Reste der Zivilisation am Bein der Menschheit.

In meiner Einzelkämpfer-Kampf-Überlebens-Survival-Ausbildung (Nord- und Südpol, K2, Sahara, Eiger-Nordwand, Bonn) habe ich gelernt ruhigen Kopf und Besonnenheit zu wahren. Nur dieser langjährig antrainierten Fähigkeiten gelang es mir meine Mitstreiterin S. aus dieser nassen Hölle zu retten. Beinahe hätte ich zum Letzten gegriffen, nämlich die Notfallausrüstung aus meinem versiegelten Fingerring (Inhalt: Selbstaufblasbares Schlauchboot, 2-Mann/Frau-Hubschrauber, Original französische Flammkuchen, sowie einen klein eingepackten Öltanker – wer weiß wozu man das mal brauchen kann und einen Selbst entfaltenden Blumenstrauß für die Schwiegermutter) zu gebrauchen.
Obwohl die Welt unterzugehen schien, versuchte ich es zunächst psychologisch, nämlich „Mach die Beine Breit, Du Luder!“ – „Saufen, ähm, absaufen können wir noch nach der Tour!“. S. geschockt aber dann doch bereit meiner besonnenen Erklärungen folgend, überwand, wie ich, selbstverständlich, die Unbilden dieses unmenschlichen Planeten um dann glücklich und zufrieden in DER Manderscheider Eisdiele bei Radler und Eifler Spezialbräu das grausame Geschehen Revue passieren zu lassen.
Euer Schirrmi