Bamm! Direkt auf die Zwölf! Jonnie durchzuckte es innerlich, als er sah, was er angerichtet hatte. Blut auf seinen Fäusten, schmerzende Knöchel und ein irres Gefühl, dass ihn an den Tag in der Eifel erinnerte, wo er beim schlachten eines Ziegenbocks assistieren musste.
Ein schöner Sommerabend am Rheinstrand. Alle Lieben, die Geliebte, die Kinder – alle waren zum Geburtstag versammelt. Schon morgens suchten wir einen schönen Platz, bauten Sonnensegel, den Grill, die Strandmatten auf. Jemand hat einen Musikplayer mitgebracht. Alle trugen wenig Kleidung, man brauchte nicht viel. Jegliches Kleidungsstück zu viel, hinderte die liebe wohlgesonnen Sonne an ihrer Arbeit – Güte, Lust, Spaß und ja, auch Vitamin D3 zu spenden auf die Körper, die einen wunderschönen Strandtag haben wollten.
Bamm! Jonnie hatte Publikum. Der schwarze Mann fiel wie ein Baum. Das geschah nicht ohne Vorwarnung. Es gab Geplänkel und Jonnie rief und warnte, das alkoholisierte schwarze Männer nicht willkommen seien. „Äh Mann, Du hast zuviel Fickfrauen da, ich helfe Dir..“. Sagte der dunkle Mann – seine Augen blitzten zwar, waren aber eben auch schon blutunterlaufen.
Nein, dachte sich Jonnie, es war ein schöner Tag, hier wird erstens nicht gefickt (Kinder sind anwesend) und zweitens hat Du Dich weder vorgestellt, noch eine sonstige Berechtigung bei unserer Geburtstagsparty zu stören – schwarzer Mann! So hat Jonnie versucht zu deeskalieren, und ging auf ihn zu.
Alles Weitere hat Jonnies Familie nicht mehr genau mitbekommen. Es gab da hinten am Strand eine Diskussion, ein paar Ohrfeigen, und genau zu dem Zeitpunkt, den Jonnie von seinem Vater und seinen älteren Brüdern gelernt hatte, nämlich der Erste sein zu müssen. Jonnie schlug ihm kaltblütig direkt in die Fresse rein, dem schwarzen Mann. „Junge, der erste Schlag muss sitzen!“ – so damals der Vater zu Jonnie, als er schon als Kind Bier mit ihm an diversen Kneipentheken soff.
Da lag er da, der dunkle Messerdepp, der es nicht besser haben wollte. Jonnies Publikum – seine einzige Familie fing an, zu protestieren, was er denn da gemacht hätte. Sein Sohn traumatisierte und wand sich ab. Die Geliebte verweigerte das gemeinsame Bett, die Freunde drückten ihr Entsetzen aus ob dieser Gewalttätigkeit. Gute Nacht Marie! Dachte sich Jonnie. Hä? Ich?
Die Nacht dauerte im Übrigen einige Jahre. Sollte ein Sohn im Zweifel zum Vater halten? Sollte eine Geliebte nicht, und wenn es ein wenig ist, honorieren, was geschah? Sollte Jonnie, als menschgewordene Firewall, wirklich jahrelang dafür büßen müssen, dass er nur der Beschützer war? Erzogen, Beschützer sein zu müssen?
Jonnie hörte oft den Satz „Denk mal drüber nach.“. Aber dachte der Sohn, die Anderen „mal drüber nach..“? Soviele Jahre hat Jonnie seine Zähne knirschend zerstört, aber ehrliches Verständnis des Geschehnisses hat ihn noch nicht ereilt.
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P.S.: Achtung an die Bösen: Jonnie würde jederzeit wieder so handeln!