Bamm! Direkt auf die Zwölf! Jonnie durchzuckte es innerlich, als er sah, was er angerichtet hatte. Blut auf seinen Fäusten, schmerzende Knöchel und ein irres Gefühl, dass ihn an den Tag in der Eifel erinnerte, wo er beim schlachten eines Ziegenbocks assistieren musste.
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Tommy
Sein roter, langer Bart zitterte vor Zorn. Seine blauen Augen blitzten furchterregend, seine Gesichtszüge versteinert, die Fäuste geballt. So stand Hans-Werner Samenström (geb. Ouédraogo- Chukwunyelu), der 13. Sohn eines kubanischen Kesselflickers und einer irischen Hütehundmelkerin, vor seiner kleinen Tochter und fasste endlich einen Entschluss. Hans-Werner kam zu seinem Vornamen nach Hr. Prof. Dr. Sinn, als sich seine Eltern nach tagelangem Vollrausch, stockbesoffen auf der Entbindungsstation spontan für einen Namen entscheiden mussten. Tommy weiterlesen
Verlorengegangene Natur
Endlich Feierabend! Die Businessklamotten weggeworfen, die Hände sind ordentlich gewaschen, die Füße nicht. Ich denke immer noch an die verpasste Gelegenheit. Denn vom Businesspark-Bürogebäude hingen eisschwere Spinnenweben wie glitzerndes Lametta herab als ob ein Weihnachtshonk mit Prunk und Gloria sein Heim schmücken wollte. Es war verwunderlich, so als ob man das reine Leben plötzlich – eiskalt erwischt hätte. Als ob niemand mehr Zeit gehabt hätte die Flucht zu ergreifen, hingen kaltgefrostet die kleinen Künstler noch dran. Ich hatte meine Cam nicht dabei dies einmalige Schauspiel vor bunter aufgehender Sonne festzuhalten.
So sitze ich jetzt hier im Wozi mit einem Drink und ein paar schnell zubereiteten Snacks am Tisch und lasse mich von „Bares für Rares“ berieseln. Wie üblich lasse ich den Tag Revue passieren und kann immer noch nicht das Firmentelefon, jetzt in Version 7, lassen. Der Tabakbeutel ist auch offen, denn der Inhalt ist seltsam frisch, irgendwie zu doof zum Drehen. Ein halbgefressener Schokipudding steht auch noch da während der Horst Kleinoden zum Besten gibt. Ich freue mich schon auf das Wochenende. Wie immer, selbstredend. Doch dieses Wochenende wird was ganz besonderes. Erst am Samstag für die Knochenmühle schuften, dann am Mittag ein neues Zuhause besichtigen. Das wird schon bestimmt, ganz ehrlich, ganz toll. Doch der Sonntag wird besser. Ich soll nämlich mitten in einem Fluss parken um dann fußläufig selbstgemachte türkische Speisen zu verkosten. Es ginge um Wale und grandiose Natur. Es ginge um eine liebe Gastgeberin die ich lange Zeit nicht mehr sah. Bei letzterem ist meine Freude groß, was Jetzige nicht ganz nachvollziehbar fand.
Ich schweife ab.
Ein Einwegtaschentuch vor mir auf dem Tisch ausgebreitet, meine Fingernägel sammeln in den letzten Tagen immer mehr Blut, nahm ich mein Kosmetiktäschen und schnitt mir die Fingernägel. Es wurde Zeit. Es waren zehn Nägel zu schneiden und wenn Sie mich kennen wissen Sie dass es lustig aussieht wenn ich das tue. Denn die rechten fünfe gehen gar nicht. Aber egal und weiter im Schneidetakt: Erst die nicht-hübsche Hand wo das noch funktioniert. Dann die andere Hand.. Am Ende schaute ich auf das Taschentuch und zählte nach. Ich fand 6 abgeschnittene, stinkende, blutverkrustete Nägel. Es sollten aber 10 sein. Ich schaue so rum – die Snackschalen, der offene Pudding, der Drink, das Paket mit den grade angelieferten neuen Klamotten – ich fand die anderen 4 nicht – mehr.
Tja. So gehen die Teile von Dir dahin. Verschwunden und nimmer dar. Meine Oma hat, hätte heute Ihren Geburtstag. Ich liebte sie, sie liebte mich. Sie ist nicht mehr da um mir zu sagen: „Johannes, achte auf Deine Fingernägel. Du möchtest doch auch mal ein Mädel haben – wir achten darauf.“. Die Süße.
Wussten Sie schon dass ich bald aus meiner Muckelbude ausziehen muss? Und wussten Sie auch dass unter meinem Wozi-Tisch ein grobfloriger, schwarzer Flokati-Teppich liegt? Ich bin ja schon gespannt was da nach dem Umzug ans Tageslicht kommt. Sicher könnten diverse Verbrechen aufgeklärt werden. Denn ich höre immer noch ein leises Jammern, Stöhnen und Gewinsel im Teppich der Leute die sich als Gäste nicht recht und adäquat benommen haben. Aber wenigstens verhungern die nicht. Haben ja was zu knabbern.
Guten Appe!