In einer Welt voller Irrungen, Verwirrungen, aufziehende Kriegsgefahr, dritter Weltkrieg – in einer Welt voller Missgunst, wo die Reichen immer reicher, die Armen immer ärmer werden – immer mehr wird ungeschminkt und offensichtlich von oben nach unten getreten – dann, ja dann, erfreue ich mich über Kleinigkeiten, wie letztens, als ich zwei Nachbarn in den Abendstunden bei einer liebevollen Begrüßung sah.
Die geliebte L. riss freudestrahlend von außen die Tür zur Terrasse auf und brüllte insbrünstig „Herrscher, das glaubst Du nicht! Schau mal hier die Fotos, die ich grade draußen gemacht habe!“. Ich schaute auf ihre Briefmarke und mein Herz ging auf. Diese schöne Begebenheit, dieser nette Umgang mit Nachbarn – Nein! Das hatte ich hier in der Reihenhaussiedlung lange nicht mehr erlebt. Aber schaut selbst:
Ein ruhiges Stelldichein zweier gänzlich unterschiedlicher Kreaturen im liebevollen, nachbarschaftlichen Aufeinandertreffen. Klasse! Sowas habe ich noch nie gesehen. Das sind die beiden Nachbarn, Artenübergreifend, im Zwielicht des Mondes, ruhig und angenehm, Aug in Aug ihre Unterhaltung ohne sich von des Menschen Beiseins stören zu lassen. Hammer! Friede! Friede unter den Kreaturen! Hammer!
Ich bin immer noch sehr beeindruckt. L. ebenso. Später, als wir noch mal auf ein Kippchen rausgingen, sahen wir nur noch den Frosch. Er war nicht mehr in dem mit Wassergefüllten Topfuntersetzer – er saß daneben und hatte einen überaus zufriedenen, glücklichen Gesichtsausdruck. Sein Nachbar, die Schnecke war weg. Ging wohl im nachbarschaftlichen Gemeinwohl, ihrer Wege.
Leute, so ein Erlebnis im Kleinen. Dass sich die Menschen daran ein Vorbild nehmen müssen, wenn Sie diese gute Nachbarschaft, dieses traute Stelldichein von Frosch und Schnecke.. mir fehlen die Worte ob diesen angenehmen Umgangs miteinander.
Mir bleibt nur zu sagen: Vielen Dank! Ihr Kriechvieh. Ihr habt uns die Augen geöffnet, wie unterschiedliche Tiere auch lieb und nachbarschaftlich miteinander umgehen können. VIÉLEN DANK!
Der Frosch saß da noch eine Weile rum und erschien uns um ein Vielfaches größer, als er vorher war. Na ja. Die plustern sich wohl manchmal auf. Die Schnecke war weg – ging wohl ihrer Wege. Aber so schnell?
Kann es vielleicht auch anders passiert sein? Dass wir die Schnecke nie wieder sehen? Egal, aus meiner Sicht. Denn die Schneck war unhöflich. Hatte sich nicht verabschiedet. Im Gegensatz zum Frosch. Der hat zumindest einen lautstarken, obszönen Rülpser hinterlassen.
Guten Appe und auf gute Nachbarschaft!
P.S.: Der Frosch hatte einen richtig, richtig dicken Bauch – nachdem die Schnecke zurück zu Ihrer Familie kroch – was wir nicht sahen..