Fragmente

Nirvana SmileyBeunruhigend ist aber das gänzliche Nichtvorhandensein einer erbitterten Auflehnung gegen den Zwang der Umstände. Zutiefst beunruhigend die Einsamkeit und die verlorene Kraft zu kämpfen. Wofür? Warum sollte der letzte Mensch auf dieser Welt eine Änderung herbeiführen? Geht das überhaupt? Es ist nichts da was sich ändern könnte, die abgrundtiefe Stille ist nicht zu durchbrechen, das ewige, lautlose Schreien verstummt einsam und ungehört in einem Ozean voll Tränen.

„möchte auch mal sagen“, „habe nie“… „schicke dich nicht in die Wüste“, „ich verstehe dich“ – halte mir die Ohren zu, höre „ich helfe dir“… stoße dir aber ein Messer in dein Herz.. sagst „ich ändere mich“.. ändere dich doch, sagst „es ist schön mit dir“… und lachen, lachen über diesen Scherz.

Ich erkenne mich selbst nicht wieder. Aber wie könnte das auch gehen wenn man nicht mehr sich selbst ist? Was da mal war geriet in Vergessenheit, sehr schnell und urplötzlich war der […] weg und die grübelnde Finsternis da.

 

 

Wenn ich noch ein Mensch wäre würde ich den ganzen Tag zum Himmel schreien – wenn es noch Tage und einen Himmel gäbe, würde, wäre ich dann noch ein Mensch? Gäbe es eine Chance wenn ich noch ein Herz anstatt eines verkrüppelten, längst vergessenen Etwas hätte? Gäbe es eine Garantie zur Heilung, wer würde, wer könnte sie in Anspruch nehmen? Kann man, wenn es sie gäbe – Hilfe in Anspruch nehmen obwohl man einer der anderen Seite geworden ist? Wer kann aus der Dunkelheit ins Licht? Blind und qualvoll wäre das Ergebnis, furchtbar der Wunsch und die Erkenntnis – es gibt kein Zurück. Wen kümmert es?

Niemand kann begreifen wie ein zwei Jahre langes Leben war. Dunkle Blitze gellen durch das Bewusstsein. Sie sind Gedanken wie lauernde Drohungen, Erinnerungen schälen sich als schreckhafte Umrisse, gekannte aber nicht vorhandene Gefühle greifen nach dem Letzten. Ich bin voll unheimlicher Ahnungen was mal war und nicht mehr ist.

So wie es scheint bin ich jetzt am „Ziel“ angekommen. Ich bin einer Traumwelt zum Opfer gefallen. Habe nichts mehr wovon ich träumen kann. Ist es der Zustand in dem man die furchtbare Vergangenheit enthüllt bekommt? War es ein Irrweg der mich hierher geführt hat, aus dem es kein Zurück gibt? Die Gleichgültigkeit bemannt mich bei der Erkenntnis dass es auch nach vorne keinen Ausweg gibt. Denn dort, falls es eine Zukunft gibt, steht das Unbekannte, schwarz, drohend wie das Jetzt. Mein Geist ist gefangen, wie in einer Zwickmühle. Es ist das Ende ohne Sinn und Trost.

Ich kann die Vergangenheit nicht ändern. Leider? Sie lässt sich nur reflektieren, jedoch nur wenn man daran nicht zerbricht. Sinnlos – ich bin schon zerbrochen. „Kümmere dich um die Zukunft, mach es besser!“ Aber wie? Es ist nichts mehr da.

Wie ist das möglich? Die Hülle lässt so furchtbar schweigen. Hat sie nun endgültig mit allem, allem abgeschlossen? Wenn es einen Himmel gäbe, das Bewusstsein meint eine Erinnerung daran zu verspüren, würde dieses entsetzliche Schweigen zum Himmel aufsteigen wie eine einzige qualvoll drängende Sehnsucht, auf die von nirgendwo eine Antwort kommt.

Eins weiß ich jetzt mit Sicherheit. Es ist nicht der große Durchbruch da ich jetzt mit anderen Augen in eine andere Welt sehe.

Von irgendwoher taumeln Fetzen von Worte auf, wie „.. und schaue nicht zurück!“. Ob gut gemeint oder böse. Es gibt keine Zukunft mehr und also auch keine Vergangenheit. Nur das ewige, unerträgliche jetzt und hier.

(27./28. Oktober 2002)