Alles beim Alten

Auch in unserem Bundesland wurde gewählt. Wie zu erwarten die Ergebnisse. Möchte auch nicht lange dieses Thema strapazieren, nur ein Dialog der sich so oder so ähnlich abspielte: „Junge, heute darfst Du das erst Mal wählen.“

Früher bei mir daheim war es verpönt und ausgesprochen unpolitisch darüber zu reden was gewählt wurde. Im Klartext: Die damals alt genug waren um zu wählen waren bekloppt. Und weil andere das nicht sehen oder merken durften, sprach man nicht drüber. Also das Gegenteil dessen was politische Erziehung zur ebensolchen dienen sollte.

Ich erinnere mich an eine Wahl in Bonn. Ich selbst war für NRW nicht mehr zuständig. Egal und zugegeben mit noch ein wenig Blut im Alkohol, die Angebetete an der Hand hinter mir her ziehend, laut Lieder grölend gingen wir zusammen in das Lokal. Nein, nicht das welches wir kurz vorher verließen, sondern das Wahllokal. Da saßen sie vor uns, die Grundschullehrer und Gemüsefresserinnen mit je ein- oder zwei Globuli auf der Nase. Einer hatte sogar noch einen alten „Atomkraft? Nein Danke!“-Aufkleber aus der Kiste der verlorengegangenen Proteste rausgekramt und schmückte damit nicht nur seine ehemals langen Haare, viel eher seine verlorengegangene Unschuld die wir, damals noch Kinder, mitsamt unserer Erde zu Grabe brachten. Im Hofgarten. Mit Pershings und Helmut Schmidt wurden unsere Proteste den Garaus gemacht. Es wurde stationiert, mit erhobenem Zeigefinger wurden wir ungehorsamen Kinder regiert. Wir machten einen Fehler. Sie sahen das Potenzial. Wir nicht. Und sie rüsteten auf. Wir nicht.

„Und damals schon regierten die Regierenden nicht zum Wohle des Volkes. Von daher beruhigend. Es ändert sich nichts.“

Julia Klöckner
Nein – die hat es, zum Glück, nicht geschafft

Jedenfalls lamentierten wir in diesem Wahllokal, witziger Weise im Foyer eines Altersheimes dessen Bewohner wohl ordentlich ruhig gestellt wurden, und riefen Parolen wie: „Keine Macht für Niemand!“. Oder: „Das Volk, das sind wir!“. „Was wollt ihr denn machen? Wenn niemand euch mehr wählt?“. Jemand erhob seine Stimme. Jemand der eine Stimme hatte wie ich, jemand mit Gusto brüllte: „Ich bin hier der Wahlbeobachter. Ich sehe wenn hier eine Stimme verschwindet – der Wahlbetrug noch immer herrscht!“. Die Bullen wurden in ihrem Viehtransporter angekarrt und dann ging es ganz schnell. „Jetzt aber ganz flott! Aber ganz flott, junger Mann!!!!!“ Sie wollten meine Personalien feststellen und stellten dann auch. Unter Protest. Die Herzensdame durfte wählen, ich war ja aber nur RLP. Auch als offiziellem Wahlbeobachter ließ man mich nicht zu. Ich hatte aber genug gesehen für die Presse. Unliebsame Stimmen werden mit Gewalt zur Ruhe gestellt. Ein Stakkato beim hinausbegleiten Geführten. „BABY, DU WEIßT WIE DU ZU WÄHLEN HAST!“ Von irgendwo, so direkt an meinem Ohr: „SIE VERLASSEN JETZT DEN SAAL, DU DUMME SAU!“. Von hinten: „Heinz-Gerhard? Ist das jetzt Wahlbeeinflussung und ist der Wahlzettel denn überhaupt gültig?“. Und wieder der Abgeführte: „JAWOLL, HERR DORFGENERAL! DA WIRD UNGÜLTIG GEWÄHLT! Bekommste nicht auf die Reihe, oder was?“ den letzten Dreck rauskotzend so viel wie es nur ging auf die frisch geputzten Kampfstiefel der sonderhaften Einsatzkräfte.

Jedenfalls antwortete der Jung auf meine Frage: „Ja, ich war grade dort und habe gewählt. Aber Papa, Deine ewigen Ansprachen – nennt man das nicht Beeinflussung durch Eltern während eines Staatsbürgers Akt?“

So vollzogen wir ihn. Den Wahlakt. Der Eine mehr, der Andere weniger. Ein Akt kann so oder so vollzogen werden. Und auch wenn keine Wahlen stattfinden. Damals konnte man als Junge nicht frank und frei danach fragen was gewählt wird. Heute ist es umgekehrt. Da wird ordentliche politische Bildung des Erziehungsberechtigten betrieben. Im Hause Schirrmi, jedenfalls. Da wird kein Geheimnis draus gemacht. Da ist man aufgeklärt genug um die eigenen Handlungsweisen erklären zu können, manchmal auch zu müssen. Da wird nichts mehr verschwiegen und der Kleene muss sich nicht mehr vierjahrelang fragen was die Eltern wählten. Gut – was dessen Mutter wählte, das bleibt mir nach wie vor verschlossen. Ewig wärt das Gestrige. Ist mir aber auch egal.

Im Ergebnis – alles wie erwartet. Langeweile macht sich breit. Doch eins freut mich sehr. Jedoch, ich verrate es nicht. Noch nicht. Irgendwann macht es Peng! Da kommt schon der Knall! Uuuups, und dann wisst Ihr es.

Schirrmi

P.S.: Ich weiß dass niemand Frau Julia Klöckner kennt. Es ist ja hier Provinz. Aber ich lebe hier lange genug in der Umgebung um sie zu kennen. Für ihren eigentlichen Job, nämlich Weingläser hochzuhalten und relativ hübsch auszusehen, hatte es gereicht. Das weiß ich – mit ihr – aus eigener Erfahrung. Aber haben wir uns da nicht ein wenig überschätzt, Julia? 🙂

2 Gedanken zu „Alles beim Alten

  1. Frau Wagenknecht erinnert mich im Moment sehr stark an den Lafontaine mit seiner unsäglichen Fremdarbeiterrethorik. Querfront!!!!
    Ich schlage vor die Linke verbündet sich mit der AfD!

    1. Herr Flötenkönig,
      die beiden können in der Tat einander ähnlich sehen wenn man bedenkt dass nach einiger Zeit auch Menschen wie ihre verschissenen Haustiere ausschauen. Dennoch möchte ich entgegnen, zweimal klug ergibt nicht dumm. Das möchte ich Ihnen zum Schlafengehen an Ihr Herz legen.
      Mahlzeit!

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