Hunger oder auf der Alm mit der dummen Gans

Es soll ja Leute geben die auf Papageien stehen. Dies, aber auch das Gegenteil erfuhr ich beispielsweise als ich das erste Mal in meinem Leben mit einem bunt gefärbten Iro unter die Augen meines beseligten Papas kam. Ich wollte nicht so recht und ernsthaft provozieren. Eher so nachmachen. So wie die Kea’s sind. Gutmütige Augen beim Papa damals, wutschnaubende Discotestosteronmänner damals in der Schikimiki-Disco in Siegburg als einer wie ich, sich neben sie setzte und das Volk, das Weibervolk abschleppte.

Gutes, exotisches Aussehen, ein angenehmer und wenn es darauf ankommt, ein witziger Charakter reicht zwar für einen schnellen Fick und, wenn man Bock hat für eine Übernachtung. Doch am nächsten Morgen stellst Du fest dass das Mädel nichts im Kühlschrank hat. Bohrender, böser, unersättlicher Hunger. Zuerst geht der Blick auf den Schwanz runter. Blut? Scheiße? Dann macht man die Kühlschranktür auf und es gähnt die Leere und man denkt sich insgeheim dass so ein dürres Modelleben doch voller Entbehrungen sein muss. Die mit Wucht und Knall und sanft, ruhig zugeschlossene Kühlschranktür weckte die Bekanntschaft auf. „Magst Du was essen, mein Stier?“ „Du musst doch Hunger haben.“ Ich grummelte nur.. Sie war nicht mehr so schön: „Wie wäre es mit einem Leberwurstbrot ohne Butter und ohne Leberwurst aber dafür mit Salz und Ketchup?“ Ich nahm.

Wenn man so ein wenig viel von gar nichts hat muss man Strategien entwickeln. So kam ich auf eine Alm, draußen auf dem Tablet standen die nicht leer getrunkenen Half-Pints und ich nahm mir eins davon. Damit ging ich in die Gaststube und tat als Gast und setzte mich mit dem Humpen neben eine Fressgruppe und verwickelte sie zwischen deren Dirndl- und Storchenbeinenpubsen in ein Gespräch. Ich hob das Glas, wir lachten ausgelassen und nahm zwinkernd eine Pommes vom nächstgelegen Teller. Hach, „die eine Pommes – wieder ein Fettpölsterchen weniger für Dich, meine Maid.“ – ich. Sie so, „Hihi, na, starker Jung, greif doch zu!“ Und ich tat.

Irgendeine die so tat als ob sie die Chefin wäre schaute sich das Schauspiel an und fuchtelte wie wild mit irgendwelchen Speisekarten vor mir rum und wollte wohl dass ich mir selbst etwas bestelle. Nun, ich mag ja Aufmerksamkeit. Aber diese mit heruntergezogenen Mundwinkeln daherkommende Spaßbremse mit ohne großen Titten in der Bluse – diese verknöcherte, Arschzukneifende Soziovegangrundschulpädagogin war uns nicht gewachsen. Ich schaute fragend nach nebenan an die lustige Gruppe wer uns denn da dauernd belästigen tut – und griff nach dem nächstgelegen Restschnitzel von irgendeinem Teller. Und weiter „da der Salatteller – isst den denn keiner? Zack, er war meiner. Und immer lief da diese Funz herum und schaute auf mein Haupthaar bis es mir zu blöd wurde und ich unter johlendem Gelächter zu ihr sagte dass wir sie schon rufen würden wenn wir was bräuchten. Die dumme Gans!

Zwischendurch, das kostenlose Mahl muss ja auch runtergespült werden, rief ich Trinkspiele aus. Solche die nur ich kenne und gewinnen kann. Sie machten alle mit. Dann griff ich der Gans noch in den Schritt und merkte was ich wusste. So trocken wie ein prekärer Silvaner. Nun gut. So satt und fast volltrunken ging ich heim – zur nächsten Alm.