Nach der Vorfreude und dem Schirrmi Harzer Steiger #2 wollte ich eigentlich einen Mega-Beitrag verfassen und euch alles berichten was in der gesamten Woche vorgefallen ist. Ich fing mit einen Entwurf an, sah aber bald dass der Text aufgrund von Schwurbeleien immer länger wurde. Nein, das will ich euch wirklich nicht antun. Daher nun häppchenweise und hier zunächst der Bericht über meine 9-Stempel-Tour im Harz. Aber seht selbst….
Mir ist lieb wenn ich eine längere Tour so früh wie möglich beginnen kann. Wer weiß denn schon morgens was noch alles passieren wird? Z.B. Beinbruch in der Einsamkeit, Tanz mit einem Bären oder auch schlicht Blasen an den Füßen. Bei all solchen oder anders gearteten Vorfällen freut man sich das noch genug Tagesrest übrig ist um nach Hause zu gelangen. Jedenfalls, der Tag begann früh und ohne –stück. Die freundliche Küchendame füllte mir grade noch meine Thermoskanne mit heißem Wasser und schon wurde ich von meinem Wandertaxi L. „Baumpanda“ nach Drei Annen Hohne gebracht.

Die Tour sollte hinsichtlich der Harzer Wandernadel, 9 an der Zahl (hier muss ich nochmal deutlich sagen: NEUN AN DER ZAHL!) sehr erfolgreich werden. Start war Drei Annen Hohne, Ziel Ilsenburg. So insgesamt rechnete ich mit 25km. Ich war ja mal gespannt wie meine Glieder und Muskeln nach einem harten Couchwinter reagieren. Hoffentlich nicht so schroff wie die Felsen die ich unterwegs erblicken und begatten, ähm besteigen wollte. Nur so viel, es sollte eine wunderbare Wanderung werden. Bestes Wetter mit phantastischen Wandertemperaturen, sehr ruhig, fast keine Begegnung mit anderen Menschen. Alleinsein. Kein Gequatsche um einen herum. Nur Vögeln, ähm ich meine nur lieblichster Vogelgesang und manchmal sanft gluckernd, teils heftig tosend das Harzer Wasser begleitend zu meinen frisch und glücklich ausholenden Schritten. Himmlisch!

Von Drei Annen Hohne ging es, den Löwenzahn Erlebnispfad links liegend lassen zum Hohnehof. Hier holte ich mir den ersten von neun Stempel ab. Im Hohnehof kann man auch einkehren, ich war aber zu früh da. Öffnungszeit ist 9:00 Uhr. Weiter dann über die Ellenbogen Chaussee und den oberen Hohneweg immer in Richtung Ottofelsen. Auf dem Weg dorthin

krachten und fielen riesige Bäume wie Streichhölzer umher. Ein Kettensägen Massaker! Der Handlanger des Todes in Form eines Baggers versperrte den Wanderweg – aber nur so lange bis er mich schwarze Gestalt erblickte. Er versuchte mir schnell rückwärtsfahrend zu Entkommen. Er kam keine 300 Meter weit, dann hatte ich ihn gestellt und jagte ihn in den Wald hinein.

Eine kleine Klettertour legte ich bei den Hohnefelsen ein. Zu diesen kommt man über einen kleinen Pfad auf der rechten Seite. Lohnenswert war es mit gutem Blick. Wer will kann dort wirklich herrlich klettern. Zurück auf einem wunderschönen aber steinigen Weg dann immer weiter Richtung Ottofelsen. Alles ist wie immer gut ausgeschildert. Durch einen Waldtrampelpfad dann – der Ottofelsen mit der nächsten Stempelstelle. Ich ließ es mir nicht nehmen den Felsen über die Steigleitern zu erklimmen. Oh, da wurde sogar mir ein wenig schwummrig. So mit Gepäck und der großen Cam. Beides wollte ich nicht unten stehen lassen. Der Ausblick von oben ist sagenhaft. Auf der einen Seite blickt man nach Wernigerode mitsamt Schlossensemble, auf der anderen Seite der

Brocken. Astrein! Es reicht sogar noch für ein Selfie. Und? Erkennt man mich?
Zurück auf den Hauptweg geht es dann zur Steinernen Renne. Dort ist ein Gasthaus auf das ich mich schon freute. Ein frischer Kaffee, es wäre der erste, wäre jetzt nicht schlecht. So geht es nach rechts einen für nicht-Gämse grenzwertigen, steilen Abhang herunter. Wunderschön aber mit Knochenbrecherpotential. Wer das nicht mag kann einen weiteren, komfortableren Weg wählen. Über eine sehr rutschige Brücke geht es dann über den reißenden, Ohrenbetäubenden Wildbach. Durch die Bäume

erblickt man schon das wunderschöne und ebenso fein gelegene Gasthaus Steinerne Renne. Ich suchte zunächst auf- und ab den Stempelkasten bis ich ihn direkt vor dem Gasthaus fand. Gleichzeitig fiel mein Blick auf die Öffnungszeiten. Geöffnet erst um 10:00 Uhr – Kaffee ade! Ich war mir zu schade da 15 Minuten zu vertrödeln, hatte ich doch einen super guten Run und fühlte mich wohl und frisch. Also dann weiter über die Bielsteinchaussee in Richtung Mönchsbuche wo schon der nächste Stempel wartete. An der Mönchsbuche gibt

es eine schöne Hütte die einem auch Schutz vor widrigen Wetterverhältnissen bietet. Ja, mit Schlafsack kann man sicherlich auch in der Hütte übernachten.
Auch hier machte ich keine Rast, lustvoll schritt ich durch den duftenden Wald bis zum Oberförster-Koch-Denkmal um einen weiteren Stempel abzuholen. Jetzt

wurde es mir warm. Den Fließpulli aus und ab in den Rucksack um sogleich über den Huyseburger Häu Weg und dann links ab über den Alexanderstieg zur Wolfsklippe (Stempel) zu kraxeln. Ja, Wolfsklippe hörte sich schon bei der Tour Vorbereitung nicht so prickelnd an. So war es dann auch. Schnaufend und dampfend war es für mich im Nachhinein gesehen irgendwie der anstrengendste Teil. Aber es kann auch sein dass ich einfach nur Kaffeemangel hatte. Dort oben versorgte ich mich mit Wasser und einem Müsliriegel sowie einer Knackwurst. Alles klar, dachte ich mir ja schon. Ab da sollte es nur noch ein Spaziergang werden. So war es dann auch.
Wohlgemut ging ich über das Goldstückel in Richtung Plessenburg. Irgendwo musste doch da auf dem Weg noch der sogenannte Ferdinandsstein mit einem weiteren Stempel sein. Ich war kurzzeitig orientierungslos weil mein Navi nicht so wollte wie die Schilder dort standen und bildlich sprachen. Tja, ein nettes Ehepaar aus Holland wies mir dann den richtigen Weg und ich fand dann die Stelle wo so ein Prinz mal einen Wolf getötet hatte. Den Ferdinandstein.

Mit einem an die Holländer gemurmelten „Wenn man jedem Stein im Harz einen Namen geben wollte, so gingen bald alle Namen aus.“ verabschiedete ich mich herzlich und war alsbald wieder alleine auf meinem Weg in Richtung Plessenburg (Stempel). Yes! Da gibt es ein Gasthaus. Was freute ich mich auf ein Eiskaffee und eine Apfelschorle! Am wunderschönen Plessenburger Forsthaus

vorbei schon den Stempelkasten im Blick und nach Eiskaffee lechzend rüber zum Gasthaus (mit beleuchteter Rotwildfütterung!) nur um das Schild zu sehen: „Heute Ruhetag!“. Also Leute, jetzt reichte es mir. Selbst ist der Wandermann. Thermoskanne raus und ein paar Tassen Kaffee getrunken, mal so richtig fein Picknick gemacht. Wieder friedlich schaute ich mich so um und erblickte ein weiteres Schild: „Der Verzehr von mitgebrachten Speisen und Getränken verboten!“. Pah!
Nachdem weitere hilflos und nach Speisen und Getränken lechzende Wanderer und Radwanderer (ich erbot mich als Fotograf) heulend und schreiend und unverrichteter Dinge wieder abzogen, machte ich mich ebenfalls auf. Jetzt nicht mehr weit. Es geht immer in Richtung Ilsenstein. Übrigens, habe ich noch nie gesehen in dieser Form: auf der Wanderung kam ich mitten im Wald an drei Bushaltestellen vorbei. Hmh, tja, Sachen gibt’s. Unterwegs die Paternosterklippe erklippt, dann weiter zur tollen Ilsesteinquelle in Form eines kaum bemerkenswerten Rinnsals und noch weiter zum nächsten Gasthaus (Stempel) –

„Gasthaus Ilsestein“. Und ratet mal… Schild vor Tür: „Wegen Renovierung geschlossen.“. Der am Gasthaus befindliche Ilsestein muss man mal gesehen, begangen haben. Auch hier, ein wunderschöner Blick runter auf Ilsenburg und dem Ilsetal und zur anderen Seite rüber wieder der Brocken. Herrlich!
Das war es soweit. Jetzt nur noch serpentinenartig runter in das Ilsetal wo mich mein „Baumpanda“ abholen will. Unten im neu renovierten, wunderschönen und freundlichen Waldhotel genoss ich mit blanken Füßen einige Halbe während ich L. mit dem Wandertaxi erwartete.

Hier noch mal die Stempelstellen im Überblick:
Start Drei Annen Hohne
Hohnehof Stempel 174
Ottofelsen Stempel 27
Steinerne Renne Stempel 28
Mönchsbuche Stempel 26
Oberförster-Koch-Denkmal Stempel 25
Wolfsklippe Stempel 24
Ferdinandsstein Stempel 16
Plessenburg Stempel 7
Gasthaus Ilsestein Stempel 30
Ziel Ilsetal
Leute, es war wunderschön! Es war erholsam! Keine Gedanken mehr an die Knochenmühle nur noch Lebenslust pur. Ja, so soll wandern sein. Ich empfehle ausdrücklich den Harz und für die Stempelsammler – ausdrücklich auch diese Tour. Ich habe die Tour per GPS aufgezeichnet. Wer möchte kann sich bei mir melden. Er bekommt dann ein GPX-File davon. Lessons learned? Ja. Fast kein Handyempfang. Glücksache dass man mal eine „Wasserstandsmeldung“ absetzen kann. Gasthäuser im Harz sind nie ge- oder eröffnet. Also selbst für Verpflegung sorgen.
Ich hoffe ihr hattet ein wenig Spaß beim Lesen. Demnächst mehr vom „Harzer Wanderkönig“ auf dem Weg zum „Harzer Steiger“ 🙂
Euer Schirrmi