Vergessene Socken und fruchtige Eiswürfel

Nachmittags und insbesondere abends und noch inbrünstiger des Nachts lasse ich mir gerne mal ein Glas Wasser munden. Mit einem Spritzer Zitrone (Tipp: Bio!) und ein paar Eiswürfel. Voila! Sie erhalten in Kürze ein wunderbares und überaus bekömmliches Getränk. Gut, o.k. – anstatt Wasser nehme ich Cola. Oki – anstatt Zitrone nehme ich Wodka. Aber erlauben Sie mir bitte die kleine Anmerkung. Wenn man nur, nur zwei kleine Zutaten austauscht. Ist es doch nicht der Rede wert. Oder?

Jedenfalls öffne ich das Eisfach um den Eiswürfelbehälter herauszunehmen in der Hoffnung dass ein paar der kleinen, gefrorenen Würfelchen in mein Glas landen. Verdutzt hält meine Hand inne, einer meiner Körperteile fühlt eine unbekannte Schwere, ich blicke in das dunkle Loch um zu kapieren was da los ist. Und sehe. Fühle. Eine Ecke der Frosti-Asia-Gemüse-Plastikpackung hatte sich, als ich den mit Wasser gefüllten Eiswürfelbehälter in das Tiefkühlfach stellte, in eines der Löcher getaucht. Nun heute, als das Wasser den gewünschten Aggregatzustand erreichte, hatte sich das Gefrorene mit dem Gemüse verbunden was mir dann auch die ungewöhnliche Schwere erklärte. Feste reingefroren.

Dies und noch viel mehr dachte ich grade in der Küche am Wasserhahn. Ein paar kleine, ein paar große Fliegen schwirrten interessiert da bei mir und im Waschbecken umher. Bei Publikum bin ich ja manchmal eingebildet. Schön wenn Klatscher da sind und allerlei meiner kleinen, lebensnotwendigen Verrichtungen Beifall zollen.

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Kurz zuckte mir, ich hatte die Wäsche in die Waschmaschine geräumt, ein Gefühl des Verlorensein durch das kleine Herz. Ich vermisste ein paar Socken. Getragene. Ich kann das sagen weil das Wetter hier in der letzten Zeit sehr warm, schwül war. In irgendeiner Ecke also, liegen ein paar kunterbunte Söckchen rum die vor sich her gammeln und offensichtlich Fliegenzeug anlocken. Geruch.

Also ließ ich den Wasserhahn laufen, die Fliegen schauten was ich da so mache und manche vollzogen einen Köpper, ein paar andere eine Arschbombe – direkt in den Eiswürfelbehälter. Die kleinen Insekten kamen mir sehr freudig und lustig vor wie sie sich darinnen fühlten und ich tat, was man bei solchen Anlässen tut. Nämlich schnell die fröhlich schwimmende Truppe ab in das Eisfach.

Nun möchte ich meinem großen Bruder nachtuen und weniger Kohlenhydrate zu mir nehmen. Anstatt dessen ein wenig mehr Eiweiß. Ich freue mich schon auf später wenn die ersten gefrorenen Eiswürfel in meinem Glas klappern. Und schön langsam und genussvoll den ein oder anderen Würfel minutenlang mit meiner gierigen, zartfesten Zunge umkreise, das Eis schmelzend, die Kostbarkeit zwischen den Zähnen fühlen und schlucken. Vielleicht auch vorher noch mal beißen.

Ach, ich vermisse auch eine Unterhose. Weiß – jetzt grau. Wo die vergessene Socke ist, die habe ich immer noch nicht gefunden. Habe den gelben Sack entsorgt und der Duschschlauch ist geplatzt. Die Hemden hängen zum trocknen aus und bügeln finde ich Scheiße.