Die Hölle überwunden

Wer kennt „Rage Against the Machine“? Haha, witzig, gelle? Die Frage sollte besser anders herum gestellt werden. Wer kennt sie nicht? Jedes Mal wenn ich Rage höre gibt es bei mir einen kleinen Hirntick und schwupps – muss ich mich an die alte, liebe Sucht erinnern. Doom!

Doom, ein PC-Spiel welches am 10. Dezember 2013 20 Jahre alt geworden ist, verdüsterte mir in seiner ganzen Verdammnis mein Leben. Und ich habe es geliebt. Wir haben es geliebt. Wir, ein paar Kumpels und Kollegen die, das Wort Spielsüchtig gab es noch nicht, Tage und Nächte unserer ganzen Kraft und Energie verbrauchten, nur um in das nächste Level zu kommen. Ich will hier nicht groß herumfaseln um was es in diesem Spiel geht, echte Journalisten können es besser. Nämlich hat die Heise-Redaktion das besser gemacht als ich wohl könnte. Mit dem Artikel: 20 Jahre Ballern: Happy Birthday Doom!.

Unheilvolle Musik, Spannung, Nervenkitzel bis zum geht-nicht-mehr. Kämpfen, töten, rennen, ducken und Secrets entdecken. Mehr als einmal das Zeitliche segnen, versuchen denselben Fehler nicht noch mal zu machen. Alles bis zum Endgegner. Das Höchste war dann noch den einzelnen Spielstand, den man soweit erreicht hat, NICHT abzuspeichern. Beim kleinsten Fehler musste man dann nämlich wieder von vorne anfangen. DAS nennt man Lerneffekt!

Klein_Doom-SzeneDie Freunde karrten ihre Tower-PCs, die riesigen Röhrenmonitore in meine KO-Bude an. Dazu Hektoliter Saufzeug, Fresskram und jede Menge Kabelgedöns. Das Unheil begann schon damit die ganze Hardware miteinander zu vernetzen. Tipp: Abschlusswiderstände nicht vergessen! Wenn dann alle die gemeinsame Sprache sprachen, konnte es losgehen. Je nach Gusto mit- oder gegeneinander. Es gruselte und krachte das es eine Freude war. Das Blut spritzte, Freund und Feind fielen grässliche Tode zu Opfer. Und das ohne auf Erdumdrehungen, Sonnenständen, Zeit zu achten. Tage-, Wochen- und Monatelang in einer Parallelwelt. Die ersten hatten schon jeglichen zivilisatorischen Kontakt verloren. Beziehungen gingen in die Brüche. Man selbst erinnert sich an Alpträume, Partner erinnern sich daran das man wohl nachts geschrien, gestöhnt und geheult hat vor Furcht und Schrecken. Hinter jeder Ecke, hinter jeder Tür konnte das Grauen lauern. Das Gatling-Gewehr im Anschlag, sich immer in jede Richtung umschauend, immer bereit zum Kampf. Es hörte auch im Schlaf nicht auf.

 

 

Als ich in der Realität versuchte mir per Cheats bessere Ausgangspositionen zu verschaffen, war es soweit. Ich begriff das ich einige Monate meines kostbaren, jungen Lebens vergeudet hatte. Aber diese Zeit war so dermaßen intensiv dass ich es nicht missen möchte. Übrigens, seitdem spiele ich fast gar nichts mehr am Computer oder an Konsolen. Aber, wenn ich bestimmte Songs von Rage höre dann überkommt mich manchmal ein Schauer, ein süß-saures Erinnern, die Tastenkombinationen sind mir direkt wieder präsent und ich erwische mich kurz bei der gewollt ungewollten Flucht in die Verdammnis.

Schirrmi