Erzwungenermaßen die Natur genießen. Sie von Grund auf kennenlernen. Die Wälder so weit. Der Schnee so kalt. Nicht mal ein Vogel lässt sich blicken. Außer diese Schwarzen, diese Rabenvögel. Sie krächzen unheilvoll, wie wissend, abwartend. Dunkel der Himmel, ein trockener Ast knackt. Innerlich sind wir Alarmbereit.
Der Hunsrück. Sie haben es geschafft. Ich bin Mitglied der Bundeswehr. Wollte ich nicht. Konnte es bis zuletzt nicht wahrhaben. War, bin ich doch krank. Nicht grade der ideale Mörder um das Land zu verteidigen. Asthma. Allergien. Haut schlimm. Und sonst auch kein Bock. Trotzdem, und das wundert mich jetzt noch. Zogen sie mich. Ein. Warum? Habe ich gefragt. Weil wir es können, wurde geantwortet. Wollen doch mal sehen wie er sich macht. Der Herr. Der Punk. Der, der es nicht will.
Renitent. Und Verständnislos. Sich immer fragend was machste denn hier. Brüllereien, an Linie ausrichten, Vorgesetzte, sich einfügen. Dinge tun müssen obwohl ich doch schon längst den Sandkasten und „Räuber und Gendarm“ hinter mir hatte. Lachend, ganz offen duzend, fragte ich manchmal die Herren vom Gesangsverein was sie da machen. Ausbilden, die Antwort. Frech pubsend meine Erwiderung, wissend dass der Fisch vom Kopf her stinkt. „Jawoll, Herr Hauptmann!“. So und dann, die ein und andere Bestrafung. Buddel das Loch. Boden gefroren. Lauf zig Kilometer. Mach dies, mach das. Stell dir vor da wär der Feind. Peng!
Den Verschluss in den Dreck fallen lassen? Lauf mal ein paar Runden, mit der großen Panzerfaust, um die Kaserne. Tja. Das Ding hinter mir im Dreck schleifen lassen und ganz gemütlich, fast schon provozierend, einen Winterabendlichen Spaziergang angetreten. Aber schön gemütlich, in einer Hand den kleinen Reclam, Hermann Hesse immer vor den Augen, den kleinen Prinz im Herzen.
Eine Scheißzeit! Hatte immer alles dafür getan um da wegzukommen. Habe sogar die kleene Tochter vom Standortältesten gefickt. Aus der Kneipe raus, auf dem Dorfplatz von Kastellaun. Nichts hilf. Leider. Doch einmal, irgendeiner von den Mördern hatte wohl einen klaren Gedanken. Moralzersetzend, nicht die richtige Einstellung, unbelehrbar, so die Adjektive die man mir in einem 4-Augen-Gespräch nannte. Grinsend in Hab-Acht, innerlich wissend was ich da für eine arme Wurst vor mir habe, wurde mir anheimgestellt die Sachen zu packen. Yeaahhhhh! Endlich! War doch noch ein Fünkchen Verstand anwesend beim Herrn Offizier.
Zivilklamotten an, alles abgegeben was ich so hatte. Glücklich bis über beide Ohren. So stand ich da. Und was sagt da der Herr Hilfsausbilder bei der Durchsicht meiner verpubsten Ausrüstung? „Der rechte Handschuh fehlt!“. „Tja, und?“ erwiderte ich. „Her damit!“ er. Ich so: „Pluster Dich mal nicht so auf. Ich bin Zivilist.“. Er insistierte. Wollte den Handschuh unbedingt haben. Auch meine freundlich gemeinte Antwort, dass er sich meinen verschissenen, rechten Handschuh sonst wo hin stecken kann, sorgte nicht für Ruhe. Kram, kram, die Liste wurde herausgezogen. Blätter, raschel, – Wichtigtue- , ein rechter BW-Winterhandschuh kostet sechs Mark. „Die will ich jetzt haben. Sonst kommste hier net raus.“. F…! Aber ich wollte da endlich raus.
Weder heute, noch damals war / bin ich wohlhabend. Diese 6 DM bedeuteten eigentlich die 12 Dosen Bier die ich gedachte zu erstehen um zwecks meiner weder ehren- noch unehrenhaften Entlassung eine bierselige Heimfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzutreten. Wichser bis zum Schluss!
Wie ich zu diesem Blog komme? O.k. Das fragt sich niemand. Aber ungefragt antworte ich. Ich glaube es war Freitagabend. Ich so grade beim Extremcouching und denke so ohne weiter Gründe bei mir „Hmh, der Bundeswehrhandschuh, damals.“ „Hatte mir doch einige Promille geklaut.“. Dann sah ich später einen Kriegsfilm und der Hauptprotagonist sagt so zu seinen Kameraden: „Ich glaube ich habe da irgendwo meine Handschuhe liegen lassen.“. Sechs Mark macht das, dachte ich so bei mir.
Schirrmi
P.S.: Hansa Export vom Plus war billig und hatte einigermaßen Umdrehungen – für fünfzig Pfennige