Manchmal gibt es ja Perlen im verschissenen, öffentlichen Runkfunk/TV die zwangsgebührend von uns finanziert werden. Eine Reihe in irgendeinem der Dritten – Der Appalachian-Trail in drei Teilen. Ich träume schon seit so vielen Jahren davon. Er ist lang, der Trail. Er dauert und die Auszeit dafür ist nicht vereinbar mit dem guten deutschen Arbeitnehmertum.
Ich hatte beruflich mit einigen großen IT-Firmen zu tun. Manche Menschen davon habe ich liebgewonnen obwohl es nur knapp über das geschäftliche Gewese reichte. Nun ja, erzählte mir der Rafa, er hat sich so richtig all die Jahre reingekniet und arbeitete auf sein Ziel hin. Ein Jahr Auszeit. Ein Jahr Südamerika bereisen. Nicht arbeiten. Keine Konventionen. Frei sein. Sein Unternehmen bietet das ausdrücklich an, der Job und die Position ist nach der Rückkehr sicher. Finde ich super! Neid!
Ich wandere gerne. Ich bin gerne in der Natur unterwegs. Es reicht mal für ein paar und höchstens 100 oder so km, dann muss ich wieder in die Knochenmühle. In drei Teilen wurde über den Appalachian-Trail berichtet. Und ich fühlte mich so dass ich auch die ganzen Monate, die ganzen tausende Kilometer weg sein will. Neid!
Steve, mein damaliger Chef kannte kein Privatleben mehr. Er jettete um die Welt, wollte überall Brände löschen, worldwide präsent sein. Unsere gemeinsamen Hobbys, Fotografie, Familie, Hicking, Geocaching, verbanden uns – Gemeinsamkeit. Doch er veränderte sich. Er wurde dünner – er der als Ami immer noch recht sportlich war und mir mir Sprungwettbewerbe machte, hatte irgendwann einmal keine Kraft mehr. Die Nachricht erhielt ich zur hiesigen Karnevalszeit. Er durfte nicht mehr nach Hause reisen. Einlieferung und Odyssee durch diverse Krankenhäuser, bis er in die Quarantäne im BWZK KO landete. Alleine, separiert, in einem fremden Land – wenn man es so nimmt. Ich wollte ihn besuchen, bekam keine Genehmigung.
Wenigstens wollte ich ihm was Gutes tun. Der Film „Amazon Link: Into the wild!“ hat mir gezeigt dass es noch andere Dinge auf der Welt gibt. Ich kaufte ein englisches Exemplar davon, besoff und schlich mich durch die Hintertür in die Todeszone. Nicht ohne an der Tanke noch ein paar Schokoriegel und Zeug , von denen ich dachte sie schmecken den Amis, mitzunehmen. Es raschelte in der Tüte vor lauter Süßigkeiten, Into the Wild war sauber eingepackt – mit Widmung ¨Steve, es gibt Wichtigeres als das Business. Das Leben!“. In der Zone wurde ich festgehalten und unter lauter Protest wurde ich in Schutzkleidung gepackt und durfte zu ihm. So dünn, so zart waren seine Hände. So schwach er: „Johannes, it is a pleasure for me. How you can find me?“. “Backdoor, Steve, backdoor” – fighting against the white, armed peoples.
Ich überreichte ihm das Buch, er sah nur kurz und meinte: “Ja, wenn es mir wieder besser geht muss sich was ändern mit mir.“. Ich hielt seine Hand noch lange. Es dauerte mich an ihn so zu sehen. Ich weiß nicht ob er was wahrnahm. Ich erzählte so Dinge wie, Geld nicht wichtig. Familie das Größte. Wenn es zu spät ist, mach dass es Dir nicht Leid tut wenn Du so oft weg warst. Etc. Was so ein kleiner Schirrmi halt so rauspressen kann im Angesicht des Todes.
Steve geht es wieder gut. Wenn er da ist werde ich von ihm in den Arm genommen – ganz untypisch. Wir drücken uns – ganz untypisch. Wir haben gemeinsam den Tod gesehen und wissen was uns erwartet. Nämlich: Rausgehen. Leben. Riechen. Freuen. Glücklich sein. Anders sein.
Ich bin immer noch so. Er muss wieder lernen, hat wohl den Knall immer noch nicht gehört. Schlimm ist nicht schlimm genug. Business geht immer noch über alles. Tja!
Youtube: Pearl Jam – Jeremy. Der Eddi Vedder oder wie er heißt. Ich habe immer mal so Dekaden wo ich was gerne höre. Jetzt ist es Pearl Jam. Dessen Singer- Songwriter übrigens Eddi Vedder ist J. Derjenige der den Soundtrack für „Into the wild“ beigesteuert hat. Und der sich so wundervoll einfühlend und, ich fasse es nicht, die Dinge auf den Punkt bringt:
So, ich mache mich jetzt mal gedanklich auf, auf eine fast endlose Reise, 3000km. So wie immer. Aber demnächst wohl wirklich. Gute Nacht!
Joh