Limo mit Haare

Schon recht dunkel draußen, Friede, Ruhe in unserer Seitenstraße, alles schläft. Die Bäume werfen interessante Schatten. Motten tanzen wie verrückt um die städtischen Laternen. Irgendwo hört man noch ein letztes Röcheln am Bahnsteig von jemanden der gewiss nicht mehr nach Hause findet. Gegenüber ein Altersheim. Besen.

Ich schweife ab.

Wir kehrten ein und nun heim, kehren. Ein Mann – zwei Babies. Im aufregenden Zwielicht der hoffnungsvoll, langsam aufgehenden Sonne, färben sich graue Barthaare zärtlich im schönsten Licht erscheinend, wie ein unverdientes Kompliment, ganz weiß. Es gibt es wohl – das rechte Licht. Wie mir scheint.

Eine eingeschworene Gemeinschaft, die kleinen Schultern der Babies breit wie wer weiß wie was. Billig war es damals. Eine halbe Dose Tuborg und sie waren platt. Auf der Platte. Je später der Abend, je älter meine Geschichten. Auf der Platte. Damals. Ehrfurchtsvoll blicken ihre Ohre um jedes einzelne, alte Wort vom Weisen, begierig nichts zu verpassen hören ihre Augen, an meinen Lippen klebend, zu.

Wie es damals war, wie man damals war. War es wirklich so. Wie konntest Du. Allerlei Fragen. Manche bleiben unbeantwortet – aus Gründen. Stummschweigen vergangene Realitäten. Als ob nix geschehen wäre.

„Heute Kinder, könnt ihr ohne Zähneputzen ins Bett“ melancholiere ich noch während sie in den kleinen Tod gehen, trudele, manchmal weit ausholend zur Couch und fühle mich wieder jung. Denn ich höre einen alten Song von Procol Harum und mein Kopf geht auf die Reise mit alten Alben voller schwarz-weißen Fotos. Damals.

Die Lieder stark, die Lider schwer. Müdigkeit erbarmt sich meiner – Sekundenschlaf. Schrecke mit erhobenen Fäusten wehrhaft auf. Immer bereit. Allzeit. Da sind sie wieder – die Kids. Krähen fröhlich, schreien sich liebevolle Schimpfwörter entgegen, mißbrauchen mich als Spielwiese, die halbleeren Dosen und Flaschen kippen, fliegen rum. Kennen Sie den Zusammenhang zwischen Kater und Kinder? Nein? In Kürze: Geht gar nicht!

Und wollen sich bedienen lassen. Und würden lieber verhungern als sich selbst ein Brot zu schmieren, einen Kakao zu machen. Kater. Papa under pressure. „Hat Spaß gemacht. Papi. Heute wieder?“ Uhhh…

Früher reichte eine Limo jetzt saufen sie Haare. Mir. Vom Kopf.

Cheers!

 

Ein Gedanke zu „Limo mit Haare

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