Fordern und Fördern

Der beschauliche Westerwald. Viel Natur, Wald, für mich genug Wanderwege, Flora und Fauna wie man es nur mögen kann. Wenn man die Natur mag. Viel Grün um mich herum. O.k., derzeit auch viel Grau, aber egal. Man kann hier doch tatsächlich noch Spaziergänge erledigen ohne einen Menschen zu begegnen. Und das finde ich schön. Was ich weniger schön finde ist was mir hier letztens zu Ohren kam.

Ja, ich weiß. Mit „Fordern und Fördern“ verbindet man jetzt nicht so die letztendliche Glückseligkeit hier in der zufriedenen Einöde. Vielmehr kommt mir grade die Galle hoch was ich kürzlich gehört hatte. Nämlich handelt es sich um gewisse Gebaren, gewisser Leute, für die man eigentlich eine auf die Schnauze bekommt. Also diese Leute. Und das direkt und ohne dass man groß drüber nach denken muss. „Business“ – um euch auf die Treppe zu helfen. Wie folgt:

Fordern und Fördern
Vertritt der Geschäftsführer und verkündet ganz offen die Meinung gegenüber den Angestellten seinen Standpunkt, dass man nur das Maximum aus der Organisation (ich sage Menschen) herausholen kann wenn man Engpässe schafft. Und zwar finanzielle, zeitliche und weitere (…). Er hat weiter erläutert dass man als Mitarbeiter eines Unternehmens durchaus gefordert werden muss um das Unternehmen voranzutreiben um Stillstand zu vermeiden. Fordern und Fördern.

Anmerkung
In Zeiten wo Politiker die Armut der Bevölkerung und den Reichtum der Unternehmen fördert. Wo Wohlhabende und Reiche immer weniger Steuern zahlen müssen. Normalverdienende durch Riester und Co von der Finanzwirtschaft abgezockt werden. Wo Politiker doch tatsächlich daran denken das Flaschenpfand zu erhöhen damit die Leute auf der Straße ein wenig mehr Einkommen haben. Wo an die Bevölkerung appelliert wird gemeinnützige Arbeit zu leisten und für die unsäglichen Tafeln zu spenden weil der Staat sich nicht mehr um seine Menschen kümmert. Wo das Unternehmen 14% Wachstum in Bezug auf den EBITDA hatte und die Reallöhne der Mitarbeiter immer weiter sinkt. Dann, ja dann wurde gefordert und es wurde gegeben. Aber wo bleibt das Fördern? Markige Sprüche von Arschlöchern und nichts dahinter.

Arbeitsbelastung
Jede Menge Projekte und es kommt immer noch eins druff. Dazu das Tagesgeschäft welches für die eigene Arbeitszeit- und kraft irrelevant ist aber man trotzdem beurteilt wird wenn etwas liegen bleibt oder der „Kunde“ beschwert sich weil er ein wenig unzufrieden ist wenn man blafft „Kümmer Dich selbst, ich habe keine Zeit für Dich!“. Doch, der Servicegedanke muss trotzdem hochgehalten werden. Also, jede Menge Projekte, jetzt kommt wieder mal eins hinzu. Und wo mir die Hutschnur hochgeht wenn ich so was höre? Bei jedem neuen größeren Vorhaben wird ein Risk-Assesment vorgenommen. Das heißt, was könnte Projektgefährdend sein und was kann man dagegen tun? Also, ein Risiko wurde beschrieben mit: „Internal staff on stretch“ und „Staff frustration“. Und wisst ihr was? Was könnte man dagegen tun? „Increase work time“; „Increase flexi time“; „Saturday work“.

Anmerkung
Auf Deutsch – wenn ein Mitarbeiter weder ein noch aus weiß mit seiner Arbeitszeit dann erhöhe die Wochenstundenzahl, erhöhe die Stunden die auf das Gleitzeitkonto können, verordne Samstagsarbeit! Klasse Lösung ihr Wichser! Und was macht ihr gegen die „Frustration“? Kostenlosen Puff oder was? Wie? Ihr seid keine Banker, Versicherungsfuzzis, Politiker oder Anwälte? Tja, Pech!

Urlaubsplanung
Es kann ja nicht angehen das die Menschen Urlaub machen können wie sie es wollen. Sie haben nichts zu Kamellen wann und wie lange, es wird aus betrieblichen Gründen vorgegeben. Der Maulwurf hat ja Kollegen aus den verschissenen USA. Die sind grade betroffen, die Kollegen, und es wurde vorgestellt im regelmäßigen Meeting. Wie folgt:

  • Januar – August:             Nicht mehr als 5 Tage am Stück Urlaub
  • September 1 – 19:          Ist nur Freitags oder Montagurlaub erlaubt
  • Sep. 22 – Oct. 10:            Kein Urlaub erlaubt
  • October 13-31:                 Ist nur Freitags oder Montagurlaub erlaubt

Anmerkung
Tolle Sache gelle? Ich meine, die haben da drüben zwar jede Menge Waffen, aber keine Lobby. Also für sich selbst. Dafür kann man aber getrost auf die Neger herumtrampeln. Aber wir hier haben wenigstens noch Arbeitsschutzgesetze und die Betriebsräte. Aber wenn man den Teufel einmal rauslässt, wer weiß auf was für Ideen die Schweinepriester hier noch kommen? Im Klartext – die USA-Kollegen können „feel free“ im Dezember Urlaub machen wie sie möchten. Gut, November auch. Soll ja schön sein in diesen Monaten, in Virginia. Harhar!

Hast ja schon ein schlechtes Gefühl beim abstempeln, beim feierabendlichen. Hat doch der Boss meist seine Tür auf, für einen guten Blick auf die Stempeluhr, wer denn da schon wieder so früh nach Hause will.

Prost!
Schirrmi