Es könnte so schön sein. Hocherhitzte Körper und Gemüter werden langsam gekühlt, das spätsommerliche Hoch „Johannes“ mitsamt seiner Gluthitze ist weg. Klarheit herrscht in Berlin, die PARTEI großartig, CDU teilte, nein geht über in CDU-AfD, die verfickte FDP ist wieder da. Charlie ist auferstanden und der Kiezneurotiker findet Bayern cool. Ein geplanter samstäglicher Go-Live ging an mir vorüber weil das Business es nicht wollte. Alles prima also. Wirklich? Nein!
Wissenseschon? Ich sterbe aus. Als Raucher traf man sich früher in Horden. Aus Horden wurden Gruppen. Aus Gruppen wurden vereinzelte Abhängige. Aus Vereinzelten wurden.. und ja, da stehe ich einsam und verlassen da draußen am Aschenbecher und schaue betreten, verschämt auf meine Füße. Schurschel ein wenig mit meinen Schuhspitzen im Staub während Hinz und Kunz im Nebel meiner Superskunk-Tüte in und aus dem Bürogebäude wollen. Und, das kann ich Ihnen sagen. Die können ja vielleicht vorwurfvoll gucken. Die Nichtraucher. Na ja, wenn ich da so schmauche stellt sich bei mir sowieso ein Leckmichamarschgefühl ein.
Aber wenn ich da so stehe, meine Sinne auf das äußerste geschärft, höre ich da immer ein Rascheln. Ein Ruckeln, ein Gedöns in der Botanik. Raschel-raschel, gedöns-gedöns, knick-knack.. und wieder das Geraschel. Seit vier Tagen jetzt. Meine Adleraugen vermissen Tod und Mordschlag, meine kleinen, immer noch süßen Öhrchen hören kein Krakele was auf das Ende von irgendwelchen Leben hindeuten könnte. Auch bekommt mein attraktiver Riechkolben (kennen Sie die David-Skulptur?) kein Fetzen von Blut, Kampf und Leichengeruch mit. Was hat es da mit diesem Geraschel auf sich, frage ich mich seit Tagen am Rande der Verzweiflung.
Mittagspausen. Ich gehe durch den Büropark und grüße rechts und links meine Freunde. Da wären beispielsweise Karl der freche Spatz oder Ruby, die zurückhaltende Bachstelze. Oder, ich nenne ihn Honk, die bekloppte Blaumeise. Oder Gustav der Baumfalke der über allem schwebt und gierig nach Beute ausschaut. Oder die verrückten.. gut ich höre auf. Jedenfalls gehe ich als Heimscheißer regelmäßig durch den Büropark zum Teufelsmobil, fahre weg zum Scheißen und komme wieder. Auf dem Rückweg treffe ich die gleichen o.g. Gesellen wieder und grüße höflich zurück: „MAHLZEIT!“. Sie grüßen wie irre zurück und dann höre ich es wieder, das Geraschel, das Knacken. Wat is dat dann?
Nun knabberte ich schon an den Fingernägeln und mein Hirn strengte sich komischer- und unbekannterweise an was denn das ist. Und ging der Dinge auf dem Grund. Kann ich ja machen. Habe Gleitzeit. Hah! Ausgestempelt und den Dingen auf den Grund gehen. Hehe, hihi – so geht das im Schirrmi-Ländle. Jedenfalls ging ich durch die Rabatten, der taubstumme, bucklige Gärtner schreckte auf und fürchtete sich, und dann sah ich eine Gans auf der Wiese. Ohne Angst stolzierte sie über den gepflegten Rasen, zupfte mal hier am Gras, nahm mit dem Schnabel ein wenig Material auf und wenn die Fresse voll war flog sie hoch in den Baum. Krach. Raschel. Gelärm im Gebälk.
Nun wissen Sie sicherlich schon dass ich ein passionierter Ornithologe bin. Und mir kam die dumme, fette Gans ein wenig komisch vor. Denn die nisten nicht in Bäumen. Anders konnte ich mir das blöde Gesammel von Nistmaterial nicht erklären. Eine schwangere Taube, so schlussfolgerte ich und deren oder dessen Partner bauen eine Kinderstube genau in dem, meinem Raucherplatz gegenüber befindlichen Baum. Wissen Sie? Die Tauben ficken und werfen ganzjährig.
So das war’s! Nee, Stopp! Noch nicht ganz. Denn ich weiß etwas was die fetten Tauben nicht wissen. Im gleichen Baum, nur ganz oben, gibt es eine Elsterfamilie. Auf das Theater freue ich mich schon. Da werden die kleinen Taubenbabys nicht alt. Ich werde weiter beobachten und berichten. Hab ja sonst nichts zu tun, gelle?
P.S.: Wird scheißen groß oder klein geschrieben? Da sagt doch glatt die L.: „Kommt darauf an wie groß der Haufi war.“