„Dein Telefon hat heute Nachmittag geklingelt“ erwähnte die neu Eingefärbte als ich von der Knochenmühle heim kam. „Aha!“ grunzte ich gebückt während ich in den Kühlschrank blinzelte ob noch Schnaps da ist. „Ja, es hat geklingelt.“ insistierte sie als mich stumm und überaus bittend die kühlen Getränke ansahen um getrunken zu werden. „Ihr Flaschen!“ dachte ich so bei mir.
Jetzt mal für die Mathematikklausurenten: Wenn ich je Arbeitstag ca. 9 Stunden in der Knochenmühle verbringe. Davon Urlaub und Wochenenden abgezogen, allerdings abends und des Nächstens und am Wochenende immer zur Verfügung stehe. Und wenn man dann noch einrechnet dass ich auch in meinem fortgeschrittenen Alter 8 Stunden Schlaf brauche. Zwischendurch mal krank bin, ab und zu mal keinen Bock habe. So, wenn man diese Parameter und Annahmen hernimmt, wo bleibt und in welchem Umfang bleibt dann das Leben? Abweichungen im Endergebnis von > 0,1 Prozent werden mit tagelangem Entzug von Fischstäbchen mit Ketchup aufs fürchterlichste bestraft!
Ich schweife ab.
Ich verhörte Fritz. Wer mich denn da so telefonisch belästigt haben könnte. Man muss ja bei der elendigen Folterei nur auf die richtigen Knöpfe drücken. Irgendwann bekommt man aus den widerlichen Terroristen alles raus. Die Drohung, den Fritz dauerhaft nach Neuwied Guantanamo zu schicken reichte aus um die annähernde Wahrheit zu erpressen.
Es verhielt sich wie folgt als ich meine alte Telefonnummer wählte:
„Hallo Schirrmi“ meldete sich jemand mit einer gebrochenen Stimme die auf Kehlkopfkrebs oder Pubertät schließen ließ. „Habs geschafft, Alter!“ ächzte es durch die IP-Telefonleitung. „Melde gehorsamst, Mathe schriftlich fertig!“ So der Pansen, wie ich langsam an der Stimme erkannte. Die Mutter von ihm konnte es nicht sein. Es war nicht die Uhrzeit für die übliche Dosis Globuli. Konnte also nur der Pansen sein.
Also telefonierte ich da so mit Dem rum und philosophierte über Statistik und geistiger Statik wohlwissend das Pansen nicht alleine lebensfähig sind, da ruft die schön im gemütlichen Sessel befindliche, neugefärbte rein „Wie heißt denn Deine Punkband?“ Leute, und dass während ich im Gespräch bin. Da schlugen von nebenan die Brüllgranaten ein wie z.B. „HASTE GESCHAFFT, KLEENER?“ oder „WIE WOR ET?“. Gelassen wie ich bin, verbat ich mir diese unqualifizierten Zwischenrufe.
Wissen Sie? Mein Telefon kann so ziemlich viel. Laut hören. Laut sprechen. Konferenzschaltung und sonst noch allerlei pipapo. Ich kam in dem ganzen Stress (ich habe Feierabend) aber nicht auf die Idee etwas von diesen modernen Funktionen zu nutzen. Übel verstärkend kam hinzu dass grade ein zuckersüßer Punksong aus den Lautsprechern dröhnte. Und so ging es dann: Ich brüllte, die Nebensäuferin brüllte, der Pansen in der Leitung musste brüllen. So brüllten die mich voll und ich bekam Lust mich vollzusaufen damit das aufhört.
Nachdem die üblichen Floskeln hinsichtlich des Mathe-Abi doch noch telefonisch abgeklärt werden konnten, fragte ich dummerweise „Wie heißt noch mal die Punkband in der Du neuerdings mitgröhlst?“ Der Kleene punktgröhlt zärtlich leise in das Telefon „Mobilization – oder so“. Und richtig doof war ich dann als ich noch fragte ob Fotos von ihm und der Band existieren. Nur so nebenbei gefragt ohne zu wissen was sich aus dieser einfachen Frage ergibt hatte ich fast mein Vermächtnis machen müssen ob meiner Unkenntnis von Social-Networks – in diesem Fall, das Fratzenbuch. Wie folgt:
Ich gab meine Löffel an die Sesselhockerin ab welche FB auf ihrem Telefon installiert hat. Dann lauschte ich folgendem Dialog – und was ich so verstand:
- „So schnell schießen die Preußen nicht“ während sie versuchten Freunde zu werden – So schnell fangen die Reusen nicht – dachte ich
- Facebook Praktikanten – dachte ich ebenso
- Chicken Fuckers – dachte ich während die beiden ewige Zeiten versuchten FB Freunde zu werden
- Mathe Abiklausur – Statistik, so die prekären Gespräche. Dopingaufgabe: Passt ja, schüttete noch eine Flasche Pepsi in mich hinein – immer auf meinen Neffen – den Ruderer.
- Erstmal eine Woche Frei so der Abiturient – verstand ich das richtig?
- Zwei Facebookler untereinander kriegen es immer noch nicht auf die Reihe Freunde zu werden?
- „Wo bist du denn, vielleicht Handy neu starten, ich kann dich nicht sehen, habe meine Prioritäten scharf eingestellt“ solche Wortfetzen wurden ausgetauscht.
- „Mal auf den Messenger gehen, eigentlich habe ich Dich als Freund bestätigt aber irgendwie klappt das nicht.“ Und weiter „irgendwie bist Du nicht da, vielleicht muss ich hier klicken, streicheln, wischen….?“
- Wix mir einen, denke ich mir derweil
- „Haste jetzt?“ „Nee, ich seh Dich immer noch nicht“
Und während des Dialogs der beiden denke ich mir langsam nur: „Den einen enterben, der anderen den Alkohol entziehen.“
„Gib mir mal den Hörer wieder“ brüllte ich zärtlich, Du Fotze! Das ist ja nicht mehr mit anzuhören wie da miteinander rumgewischt wird! Im Übrigen – mein Glas ist leer!“ Jetzt hat der Pansen erstmal eine Woche frei. Um sich auf die „Mündliche“ vorbereiten zu können. Darauf angesprochen zuckte er durch das Telefon mit den Schultern „na ja….“
Die wischten die ganze Zeit gemeinsam auf den Telefonen rum, und jetzt komme ich zu meinem Ende, nie mehr in meinem noch kurz verbleibenden Leben möchte ich nochmal zwei Menschen in Echtzeit Facebooken sehen.
Bedrückt. Schirrmi
P.S.: Sie sagte noch: „Du glaubst gar nicht wie scharf ich meine Facebook-Einstellungen hab.“
P.P.S.: Döner, Schaaf
Fratzenbuch, hihi ..