Die bepisste Landebahn

Damals. Wir gingen auf eine private Abi-Party. Mein Mädel war so toll, ich ebenso hübsch. Die Flüssigkeiten flossen, die Musik wurde lauter, die Hüften ekstatisch im Takt –uns gehört die Welt, wir waren so geil. Oben schauten die Eltern den Tatort und wollten Verantwortung heucheln.

„Nee, nö, uns geht es gut – geht ruhig zu Bett. Wir kommen klar.“ Beruhigten wir sie und sahen den Neid in ihren alten Augen und brachten sie kichernd ins Schlafzimmer – die fremden Gastgeber die ihr Haus und ungewollt ihre Bar für uns geöffnet hatten.

Ich war so blau und schaute herunter und fragte meinen besten Freund was das Ganze soll. Meine liebste Begleitung, die mit den Löwenlockenhaaren verteilte ihren eigenen Champagner unter Kinder die es nicht genießen konnten. Mein Kumpel rempelte, stolzierte dann vor Beschämung – hatte er doch wieder mal jemand Unbeteiligten erwischt, von dannen. Oh Pein!

Diese ganzen Leute, ich stehe abseits und in mir wächst der Gedanke – ich gehöre nicht dazu. Ein Gefühl zwischen Kotzen und Kacken überkommt mich. Da, schon wieder einer: „Du bist so cool, ich liebe Dich!“ Tja – und lasse ihn an mir abplatschen. Ich glaub ich muss pissen.

Im diesem Jugend-/Mädchenkeller gab es ein Bad mit einer Toilette. Die Tür ist nicht abgeschlossen, ich gehe rein. Hey – da sitzt ja jemand und pisst. „Wie schaut das aus?“ so die Nelke zu mir und zieht ihre Scham auseinander – darüber eine haarig ausrasierte  Landebahn. Schaut mich mit hochgezogenen Augenbrauen und skeptisch verzogenem Schnütchen erwartungsvoll an. „Normal.“ sage ich und gehe wieder raus.

Ich mache mir noch ein Bier auf, gehe in einen Discokugel-Schatten und wünsche mich auf einen anderen Planeten. Außer Bier gibt es noch Blue-Curairgendwas und grünen Bananenscheiß. Etwas kerniges, was für Jungs wäre jetzt schön. Na ja. Wusste ich ja vorher schon. Die sind so jung. So fröhlich und unbedarft. Ich war ebenso wie sie. Nur nicht mehr unbedarft. Schon lange nicht mehr.

Kurz später tumultartige Zustände. Jemand brüllt. Leute versuchen zu beschwichtigen. Aha! Kann ja doch noch ein interessanter Abend werden und schaue mir das Spiel erwartungsvoll an. Die Bilder habe ich immer noch im Kopf. Betrunkene Kids versuchen ein betrunkenes Kind zurückzuhalten. „AUF DIE FRESSE!“ „DER KRIEGT EINEN AUF DIE FRESSE, DAS SCHWEIN!“ – hach, jetzt fängt es an lustig zu werden bis ich realisierte dass der Irre auf mich los wollte. Er riss sich irgendwie los, stolperte auf mich wie ein verhuschtes Opposum zu und prallte ab. Dann lag er da und weinte. Stammelte was von „Freundin auf der Toilette vergewaltigen“ und heimzahlen usw. Ich wusste immer noch nicht was los war. Die versammelte Kinderbande sah mich scheel an, aus den Augenwinkeln sah ich die Landebahntrulla mir zuzwinkern und dann kam es mir. Ach nee. Schon wieder so ein Mädchending.

Ich klärte auf was niemand begriff, die Party wurde aufgelöst meine Freundin wünschte mir ein weiteres fieses Leben und alle dampften ab. Abi-Fete vorbei. Aus, ein Abend der einer der schönsten im Leben der Kiddies werden sollte. Was soll ich sagen? Die Gastgeberin, noch nüchtern, erklärte mir dass sie das doofe Miststück kenne und erkannte meine Unschuld. Eine schöne Nacht mit ihr im Bett verbringend, vergaß ich diese kleinen, fiesen Pissnelken.

Morgens am Frühstückstisch, es war ja genug zum Fressen da – mit mehr Gästen als nur mit mir wurde gerechnet, fragte ich Herrn Daddy wie denn der Tatort war. So, naja, sagte er. Ich entgegnete ein paar Worte wie „.. haste in der Nacht im Keller was verpasst..“, roch an meinen Fingern und griff noch mal in die Wurstplatte.

Meine Liebe hatte ich – gehabt. Die anderen wollten mich auch. Perfide dieses Spiel. Nun, weil ich es mehr als einmal lernen konnte, mache ich es anders. Ich lege mir einen Bierbauch zu, lasse mir graue Haare an den Schläfen wachsen und trage Polohemden.

Gute Strategie?

Rage against the machine – Killing in the name