Clever und Smart oder verglummte Erinnerungen

Einen schönen guten Abend meine Damen und Herren!

Während ich heute in der Frühstückspause auf dem Knochenmühlen-PC ein wenig geschäftlich durch das WWW rumsurfen musste, gelang ich, ich weiß immer noch nicht wie, gelang ich halt auf eine Seite die nicht geblockt wurde. Es ist ja schon verwunderlich auf welche Seiten man gelangt wenn man als Suchbegriff bspw. „Maus+PC“ oder „Nette Kollegin+Bürojob“ oder „Schreibtisch höhenverstellbar+Entspannung“ etc. eingibt. Gut, ich verstehe ja davon nicht viel. Aber so langsam habe ich den Eindruck, und so war es auch, dass älteren Menschen wie mir, die Suchergebnisse irgendwie komisch vorkommen. Ich habe es mit Kombinationen versucht, wie z.B. „-Sekretärin“ oder auch „-dummes aber geiles Büro Bückstück“, ja aber das Minus hat irgendwie nicht funktioniert. Es wurde immer schlimmer.

Sei’s drum! Leider war meine Frühstückspause dann auch bald schon rum. Zwischendurch erhielt ich noch so Meldungen im Browser wie „diese Site wurde aus folgenden Gründen geblockt: Porn“ oder auch „diese Seite ist potenziell gefährlich und wurde geblockt.“. Keine Ahnung woher diese Meldungen kommen. Big Brother wohl, haha! Wie gesagt, wenn da echt jemand immer mitguckt wie da tausende von Menschen rumsurfen – viel Spaß Herr Kollege! Sollen mal lieber dafür sorgen dass meine Maus so funktioniert wie ich das will. Oder das der Schreibtisch die richtige Höhe hat ohne dass ich, draußen war ein Regenerguss, Rückenbeschwerden bekomme.

Jedenfalls erhalte ich seit einigen Stunden auf meine Geschäftsemail so komische Nachrichten. Irgendeine Olga hat zwar kleine Kinder möchte mich aber trotzdem treffen weil sie wohl schlechte Erfahrungen mit ihrem Ehemann machen musste. Oder die 18 jährigen Mädchen aus meiner Umgebung die, ich mag es ja nicht sagen, die auf reifere Herren stehen und unbedingt und ganz schnell…. Puh! Sogenannte MILFs haben sich auch gemeldet. Fragten mich ob ich auf „Büsche“ stehe. Neenee, hier ist zwar der Westerwald und einiges manchmal seltsam, aber nachdem ich jeden Brief beantwortet und der Damen Homepage angeklickt hatte, bekomme ich immer mehr Post. Was ist denn heute bloß los? Wahrscheinlich die Hitze….

Ich hoffe dass mein Chef da nicht irgendwie denkt dass ich im Büro nach einer neuen Haushaltshilfe suche. Wäre mir peinlich. Obwohl da ja Damen dabei waren die gut „bürsten“ und was mir bei meinem Laminat wichtig ist: „untenrum sehr reinlich“ sind. Vielleicht ist es auch bei euch so. Manchmal ist es ja so dass hinter der Couch oder unter dem Bett mal ein wenig „geschlampt“ wird. Aber wenn eine Bewerberin ganz offen sagt dass ihr einige Dinge nicht angenehm sind und ich, als der Hausherr, zu erledigen hätte: „leck die Schmutzwinkel sauber!“, dann, ja dann – ich weiß nicht. Das Personal ist wohl doch nicht mehr das was es einmal war.

Ich kam auf Glumm und seine Erlebnisse, das Schlüsselwort war „Clever & Smart“. Diese beiden Verrückten hatte ich damals verschlungen! VERSCHLUNGEN! Während des Unterrichts, während des Schwänzens. Während…. jede Gelegenheit war nicht unpassend! Gekicher, Drama, Blödsinn, den Kumpel anhauend, haste das Heft schon? Wenn mich damals jemand gefragt hätte Clever&Smart oder Penthouse – ich hätte Ersteres genommen, und zwar schneller hätte ich mit meinen Wichsgriffeln zugepackt als er abspritzen könnte. Genau wie beim Hockey auf dem großen Parkplatz inmitten der Hochhäuser. Zwischen den Garagen hatten wir das Tor eingezeichnet. Am liebsten während der Mittagszeit genau vor so einem Blechtor von so einer Garage. Das hämmerte immer so schön dass es eine Lust war. Von den Balkonen schrien die dicken Frauen runter „IHR VERDAMMTEN ARSCHLÖCHER, HÖRT AUF MIT DEM KRACH!“. Manchmal kam der für den gesamten Viertel engagierte und hauptberufliche Hausmeister mit seinem kleinen Multifunktions-Trecker an und versuchte uns mit 2,5 PS einzuholen. Der bekam dann auch gleich eine mit. Ausversehen, selbstredend…

Der Puk fliegt halt. Wie ein Puk fliegt. Mal dorthin, mal hierhin – schnell sein ist die Devise. Und bitte nicht versuchen den Boltzplatz mit dem Hockey-Platz zu verwechseln. Ohne Helm und den Puk mit dem Kopf annehmen – Nönö…. Aber gab es auch. Reflexe waren damals vorhanden. Und wer weiß was in manchen Köpfen rumging, auch sowas passierte. Jeder musste mal im „Tor“ sein. Auch ich. Der Uwe kam auf seinen modifizierten und die Radlager schön frisch eingeölten Rollerskates auf mich zu, den Puk und sich selbst vor mir her pendelt ausholend und Zack! meine Nase war gebrochen. Er schlug nicht nach dem kleinen Arschloch sondern hatte wohl eine Rechnung mit mir zu begleichen. Die Muschi seiner Freundin gehörte ihm nicht alleine. Blut spritzt: „Uwe?“ „Ja?“ Bautz! Ich hatte meinen Schläger unten immer mit ein wenig Metall ummantelt damit das Holz nicht splittert. Der Priestersohn war einige Wochen ausser Gefecht gesetzt – sein Vater, Herr von und zu Priester las mir eine Predigt, nicht ohne vorher zu erwähnen dass ich nicht reinreden soll – der Klugscheißer! Ich erwähnte dass mein Schläger noch intakt ist und sich auf weiter sportliche Betätigungen freut.

Wie sagt grade L. so schön? „Du kommst von 100derstel ins 1000sendstel“. Ja, hat sie Recht. Aber wenn ich in die Vergangenheit surfe (das war die Brücke wenn ihr das nicht gemerkt habt) komme ich vom Stöckchen auf den Stock, vom brutal festen Betonschiss auf Dünnpfiff, von Dauerwelle auf modische Heinrich-Himmler-Frisuren, vom Westerwald nach Manhatten, der kleine Finger im Arsch – die Faust in der M…. – Magengegend.

Clever und Smart. Glumm erinnerte mich an den Berg in Meckenheim. Kein ganz richtiger Berg. Eher ein großer, künstlich aufgeworfener Haufen Dreck der doch so hoch war dass wir im Winter dort mit Schlitten oder Tüten unter dem Arsch runterrodeln konnten. Im Frühjahr / Sommer war er mit hohem Gras bewachsen. Alles was ich brauchte um ein schönes Leben zu führen war ein Ausweis für die städtische Bücherei und ein Fernglas. In einer „freien Stunde“ Bücher ausgeliehen und dann ab in das hohe Gras. Wenn jemand sang oder krächzte den ich nicht kannte, nahm ich mein Fernglas und bestimmte. Der Vogelführer war auch immer in meinem Ranzen. Klar hatte ich manchmal ein Scheißgefühl die Schule zu schwänzen. Irgendwann fällt alles auf. Auch das ich die Unterschrift meiner Mama besser konnte als sie, hilf nicht immer, vor allem nicht auf Dauer.

Irgendwie fühlte ich mich nicht gut. Verstecken. Verheimlichen. Lügen. Sich nicht mehr in die Schule trauen. Ein ganz, ein ganz blödes Gefühl für einen kleinen Jungen. Schiss vor Bestrafung. Ich wusste was da abgeht wenn das rauskommt. Aber je mehr ich verheimlichen wollte, ich konnte ja nicht einfach so mal wieder in die Schule marschieren, desto schlimmer wurde es. Das kleine Herz hält irgendwann den Druck nicht mehr aus, die Mama wird schon angesprochen wie z.B.: „Oh, der arme Kleine. Wann kommt denn der endlich wieder aus dem Krankenhaus?“ Tja, es geht nur eine Zeitlang gut. Aber was schön war: Alleine sein. Lesen. Vögel beobachten. Verstecken. Nicht meine Welt.

Nun ist es mittlerweile so dass ich Vögel beobachte, mich verstecke, gerne alleine bin, und diese Welt nicht meine ist. So lernt man hinzu. Aber Angst, die habe ich nicht mehr. Manches hat sich umgedreht. Angst haben manchmal jetzt die anderen. Ich bin groß geworden.

Die Erwähnung von einem Comic bringt mich zum labern.

Schirrmi