Warnung: Baby´s, Kinder und Jugendliche, Söhne und sonstige Angehörige lesen nicht weiter wegen macht man nicht.
Der Tatort ist ein Bonner Vorort. Dieser ist recht verschlafen, vegan, offiziell geehrt als überaus Fahrradfreundliche NRW-Stadt. Neben Radfahrern hat man es auch mit sehr alten Menschen zu tun. Die nur so alt werden konnten aufgrund von Reichtum und Nichtstun. Arbeiten brauchten sie nie. Erstklassige privatärztliche Behandlungen verlängern ihr arrogantes Leben. Ihre Nazi-Obergeneral- und Feldmarschalsehemänner sind weggestorben, ihre Villen und die verkommenen Nachgeburten treten, BWL- oder Jurastudierend in ihre Fußstapfen. Hier wird gut gelebt, wie immer auf Kosten der „normalen“ Menschen. Wollte ich abschweifenderweise nur mal am Rande erwähnen, es tut nämlich nichts zur Sache.
Wir feierten in diesem kleinen, verschissenen Ort sehr gerne. Falls wir woanders gewohnt hätten, hätten wir selbstverständlich woanders gefeiert. Aber so waren wir halt da die Pest. Laut, ungehobelt und unangenehmen Dingen und Themen nicht aus dem Weg gehend. Wir wetteten bei der ersten Dose Bier ob diesmal auch die korrekte Reihenfolge eingehalten wird: Saufen, banale Unterhaltung, Diskussionen, Ruhestörung, Stress mit den Nachbarn, Körperverletzung, Sachbeschädigung, Beamtenbeleidigung. Party zu Ende. Der Gewinner der Wette erhielt mehr zu trinken als die anderen.
Jedenfalls führte dieses Vorgehen regelmäßig zu akuten Alkoholnotstand. Sie können sich das vielleicht vorstellen. Wenn dann auch noch die alten, vertrockneten Geranien weggeraucht waren musste irgendwer neuen Stoff besorgen. Da unser liebstes Fußballnachbarland (hihi), Holland, doch ein wenig zu weit weg ist, griffen wir auf die örtliche Tankstelle zurück. Dank der ganznächtlichen Öffnungszeiten einer Bummbumm-Disco, hatte auch die Tanke die ganze Nacht auf. Die paar Kilometer gehen war nicht möglich. O.k., doch das war möglich und hatten wir auch schon probiert. Nur – der der ging, kam nie wieder zurück. Auch die Taxen, denen wir noch so und so viel Geld schuldeten hatten keinen Bock mehr für Nachschub zu sorgen. Also hieß es, wer fährt?
Einmal fuhr ich, mit süßer Begleitung, zur Tanke. Nur nicht auffallen. Die Musik etwas leiser drehen und schön vorschriftmäßig blinken, rechts vor links beachten, vor einer roten Ampel halten. Etc. Sie kennen das. Ab und zu mal für Frühstück und Lektüre sorgen. Was? Das kennen Sie nicht? Es gibt so Wixer die sich Ihre Brötchen und die morgendliche Bild-Zeitung per Boten bringen lassen. Diese Boten erwischt man dann, nimmt ihnen alles weg was sie auszuliefern haben und steckt ihnen 30,- EUR in die Tasche. Das ist mehr als ein Monatsverdienst, wie mir ein solch Ausgenutzter mal erklärte.
Ich hielt vorschriftsmäßig an der Zapfsäule und sah direkt vor mir den Eingang. Davor standen zwei Bullen. Die Süße sah das und wurde ganz aufgeregt. Wollte anfangen zu diskutieren, nee geh da nicht rein und so weiter. Ich machte die Fahrertür auf, ein paar leere Dosen klöderten raus und ich ging rein. Kam mit jede Menge Alk unter den Armen wieder raus und rief durch das geöffnete Dachfenster „mach ma die Tür auf!“. Die Jungbullen schauten interessiert wie blöd und ich stieg ein. „Nimm doch wenigstens ein Pfefferminzbonbon!“ so ganz aufgeregt die Süße. Nö. Ich wusste was kommen wird. Sobald ich starte und losfahre werde ich angehalten. Also rieb ich mir die Nase und kam auf Tricksiebzehn. Nämlich noch mal aussteigen, wieder zwischen die Möchtegerntürsteher in die Tanke und kaufte noch ein paar Kippen. Dann erst ging ich lässig, eine schöne gute Nacht murmelnd zu der Karre, startete und drehte Thin Lizzy lauter.
„JA HAST DU SIE NICHT MEHR ALLE?“ versuchte die Süße die Mucke zu übertönen. Nee, dachte ich – die Verkleideten waren noch so jung und ich zählte auf die Dreistigkeit. Nämlich so dreist dass man als Nichtverkehrstüchtiger nochmal das Glück herausfordert, nee, das kann nicht sein. Und so war es auch. Wir gelangten gut nach Hause und die Welt wurde immer noch ein wenig schöner, lauter.
Eine gute Idee wäre wohl gewesen nicht mehr zu fahren. Eine schlechte Idee, so meinte ich, wäre gewesen an der Tanke einfach abzuhauen um ihnen in die Arme zu fallen. So dazwischen hat es geklappt.
Disclaimer: Das war damals, kann mich gar nicht mehr erinnernJ. Sowas mache ich nicht mehr. Und ihr bitte auch nicht.
Prost!
P.S.: Wenigstens habe ich die Mülltonne schon an den Straßenrand gestellt. Morgen ist Papier.
Extrabreit – Polizisten