Angebissene Fliegen und gefickte Fernbedienungen

Booaarhhh, verdammte Scheiße hab ich einen Kater! Das verschissene Eifohn hat nicht geklingelt –ich greife es um 8, habe grade eine immense sozialistische Wut im Bauch, hole aus und schmeiß das Ding  auf den vom Bruder verlegten Laminat. Zack! Plastik platzt, Platinen heulen, prekäre Linsen schreien.

Nee, ich bin es ja selber schuld. Es hat geklingelt. Ich wollte es nur nicht wahr haben. Die versammelte Wut konzentrierte sich auf einen Punkt. So wie Bruce Lee es mir lehrte. Vermeide Konfrontationen, wenn es sich nicht vermeiden lässt – mach kaputt, was Dich kaputt machen will. Sei der Erste der nachgibt, sei der, der den ersten Schlag vollzieht wenn es auf Biegen und Brechen verlangt wird.

Fünfuhrfünfundzwangig – so mein Ding. Normalerweise.

Wut, überschüssige Magensäure, Stress und ein kraftvolles Null-Bock-Gefühl. So saß ich am Tisch, den Hopp-hopp-Kaffee vor mir und die Welt war grausam, ein gelber Schein so fern. Mein Kopf ruckte hoch bei der Tageschau – der mittelmäßigen Wetter-Show. Resignierend nehme ich wortlos Rücksprache mit Yamaha, lasse die Damen und Herren Nubert brüllen bei „Land of Confusion“.

Innere Stimmen flüstern „der Konzern geht nicht platt wenn Du mal platt bist.“, mein Blick gilt halb vernebelt, zu schauen ob da überhaupt noch jemand ist. Halte versuchsweise die Luft an, ob ich die Macht habe, das Rad der Dinge – die Welt zu halten. Feste, anzuhalten. Es schwirrt.

Ich blicke auf das überaus ausgezeichnete Chrom-Design der Fernbedienung um das ehrlichste Klimpern, das ehrlichste Jauchzen was Freund Bach je zustande bracht, auf die vormittäglichen Ohrgehörgangdrahthaare, schön schwarz gefärbt und mit Lidstrich, ich mich verlieren kann.

Dennoch, ein neuer Tag brach an. Sogar ich selbst, tat mir leid – im Geiste sah ich die Freundin, kopfschüttelnd – lass das sein. Und weiter fort: Mein Schatz, das Haus – der Hof! Nun sach, ist es das wert? Mein geliebtes Stück, Du hast so recht! Ich zück mein Schwert und da, da –da..

Attraktiv, mit Haaren und mit Borsten, threesome – nur mit Flügeln, fickten sie auf der Bedienung. Ich, entsetzt, griff zum Telefon, mein Versicherungsagent, der Torsten, verklausulierte mir das Kleingedruckte, es wäre kein Grund zum grienen, bist doch alt genug beim Poppen zuzusehen.

Outtake: „Äh, Schatzipupsimausi..? Was schreibst Du da? Wo ist das Thema, wo kamst Du?

Nee, im Ernst jetzt. Wirklich. Schwör! Da fickten die zwei Stubenfliegen auf meiner TV-Fernbedienung und taten sich nach dem ihrem echt tierischen Akt an meinem Kaffee genüsslich. Ab da war mir der unverhoffte, faule Tag verdorben und fuhr dann doch noch in die Knochenmühle.

Ich verschaffte mir einen elektronischen Überblick und begrüßte die Kundschaft, die mittlerweile lange Schlangen bildeten wie um einen Wettbewerb mit ansässigen Bandwürmern zu gewinnen, mit einem fröhlichen aber ernst gemeinten „Haus des Wahnsinns.. Was kann ich für Sie tun?“

Noch fickende Stubenfliegen im Sinn und wenn ich ehrlich sein kann, es liest ja keiner mit, mit einem ordentlichen Ständer – da draußen um die Rosen zu stützen, der Gärtner war nicht der Mörder sondern bewässert sie, veranlagte ich meinen geschmeidigen Körper in die Küche um mir eine Tasse Anis-Fenchel-Kümmel-Heroin-Tee aufzubrühen. Da das Geschäftstelefon aus Gründen sein Zeitliches segnete, stahl ich aus irgendeinem Office, irgendwas, und stellt den Timer auf 8 Minuten in freudiger Erwartung auf Entspannung während ich aus dem Fenster schaue um die schlanken Schenkel, die kurzberockten, die luftig – duftigen jungen Sperlingskinder zu beobachten die jüngst geschlüpft, noch ein wenig tollpatschig die Welt und die klaren Fensterscheiben irgendeines Bürohauses kennenzulernen.

Acht Minuten! Hab ja Zeit. Acht, zehn oder zweiunddreißigdrölfzich Stunden lang. Alles im Einklang des außertariflichen Knebelvertrags. Es bimmelt, ich nehme den Beutel heraus und entsorge zunächst in mühevoller Kleinarbeit die metallische Klammer, verbringe das Organische in die Braune-, die Hülle in die graue Resttonne, die mittlerweile ihr Alter nicht mehr verleugnen kann, sie riecht und niemand hat mehr Bock die Haare, die grauen, wenigstens zum Anschein zu frisieren.

Nippe an dem köstlichen Nass. Meine weichen, vollen doch zart harte Lippen genießen die Tasse Tee. Und es grummelt, es kitzelt, es küsst mich wer. Schaue in die Tasse, sehe eine halbe, tote Fliege am Tassenrand und frage mich. Wo ist der Rest?

Nun ist es kein Wunder mit mir und den Fliegen. Denn ich bin der Herr und es schreibt sich 666. Doch manchmal will ich konservativ sein – doch die Fliegen, nicht.