Wie jeder Job, wie jede Arbeitsstelle, bietet auch die Büroarbeit manchmal Anlass zum Schmunzeln. Je nach Arbeitsstelle kommt das selten oder öfters vor. Eigentlich wollte ich grade lieber „manchmal“ schreiben, aber das kam da oben ja schon vor.
Jedenfalls höre ich grade den Grunge-Channel von Delta Radio und das bringt mich furchtbar runter. Aber ich habe es ja gut. Brauche nicht zum Messer greifen damit das Blut spritzt sondern nehme mir einfach ein paar der halbabgeheilten Neurodermitiswunden vor und kratze solange bis das Blut spritzt / fließt. Das ist Befriedigung. Aber ich schweife ab.
Manchmal (haha) könnte man im Büroalltag schon ins Kichern kommen. Wenn beispielsweise hochbezahlte Ingenieure und ehemalige Lochkartenstanzer einem wat verzälle wolle. Um dann am Ende dumm aus der Wäsche zu schauen. Menschen die sich wie Wickie die Nase reiben, „Heureka“ schreien und anschließend alles schlimmer machen als es vorher war. Ich habe mir abgewöhnt mich einzumischen. Ich musste auch durch Fehler lernen. Durch die harte Schule der Selbsterkenntnis gehen. Ich lasse sie gegen die Wände rennen. Ich lasse ihnen diese Fehler. Ich sehe es. Ich sage nichts mehr. Ich rege mich nicht mehr auf. Ich will auch kein Beschützer mehr sein. Ich halte meine Schnauze und freue mich auf die verbrecherischen Ergebnisse ihrer Aktionen, „guten“ Ideen und diese Scheiß-Workarrounds die zunächst kurz helfen, dann aber so schmutzig und dreckig bleiben bis zum Sankt Nimmer. Spätestens bis zum nächsten Audit.
Audit. Wenn die geschlippsten Burschen – frisch von der Uni – daherkommen und einem mit ernster Miene wat verzälle wollen. Blödsinnige IT-Controls kontrollieren wollen und das nach Schema-F. Sie sind entweder frische Juristen oder in der Mehrzahl BWL’er. Keine Ahnung wo der Hase lang läuft aber die Krawatte nicht alleine binden können. Einem habe ich mal am Binder gezubbelt und erschrak ganz fürchterlich – hatte ich doch plötzlich was in der Hand – die Klemmkrawatte. Kennen Sie Klemmkrawatten? Was habe ich vor versammelter Mannschaft gelacht und fragte ihn gemein kichernd ob Omi keine Zeit gehabt hätte mit auf Dienstreise zu fahren um dem Kleenen den Strick zu knüpfen.
Aber ich schweife ab.
Ist es ein Segen oder ein Fluch? Ich kann über mich selbst lachen. Gestern war ich ein Idiot und keiner hat es mitbekommen. NIEMAND! Deswegen, liebes Tagebuch. Bitte nichts weiter erzählen. Bitte, bitte..
Mittwochs transportiere ich genehmigte und getestete (ich lach mich schlapp!) Programmänderungen in das Produktivsystem. Sehr, sehr früh. Muss geschehen bevor das Business anfängt mit dem System zu arbeiten. Übrigens ist das ein Kunststück. Wir haben weltweit Benutzer, über alle Zeitzonen hinweg. Ein 24×7 System. Von daher ist es für mich ein running gag – die Vorgabe, Änderungen nur vor dem Businessbeginn importieren zu müssen / sollen. Jedenfalls geht alles schön mit Formulare, mit Unterschriften – fill correctly and sign after testing. Gut, is langweilig. Daher in Kürze. Die Keyuser testen und unterschreiben wenn o.k. Der zuständige Entwickler oder Business Analyst unterschreibt auch. Dann prüft noch mein Lieblingskollege und bestätigt das auch noch mal handschriftlich mit Datum und Unterschrift und genehmigt. Ich als Letzter in der Kette haue die Dinger in das PRD und unterzeichne ebenfalls. Boaahhrrr!
Jedenfalls (<= geiles Wort) habe ich einen Stapel von Formulare, haue die Objekte in das Produktivsystem und unterzeichne mit Datumsangabe handschriftlich. Korrekterweise war das gestern –und jetzt stellen Sie sich bitte eine überaus unleserliche Handschrift vor – der 06.07.2016. So fing ich bei den ersten Blättern an. Es kam mir etwas komisch vor denn ich erwischte mich alsbald dass ich 07.06.2016 schrieb. Den fertigen Formularstapel nahm ich mir dann wieder vor, strich das falsche Datum durch und ergänzte unten richtigerweise mit 06.07.2016 und legte wieder ab. Es kam mir wieder etwas komisch vor und nahm mir die Ablage wiederrum vor und sah: Ich schrieb wieder den 6. Juni. Also alles nochmal. Auch diese Datümer wieder durchgestrichen und dann habe ich mich echt, ganz ehrlich gezwungen korrekt zu schreiben. So war es dann auch. Ich bekam mich im Griff und schrieb überall und schlussendlich den 06.07. Stolz packte ich den Stapel Papier und ging rüber zum Einscannen, sah noch mal druff und sah. Sah und sah und entsetzte mich vor mich. Oder vor mir? Blöde Rheinländer. Zum Thema: Ich sah 06.07.2015 auf den Formularen.
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Und? Doof, oder?