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Kleine Finger in Bad Aachen

Wir nutzten unsere Auszeit auf einer Burg in der Nordeifel für einen kleinen Ausflug in die westlichste Großstadt Deutschlands: Bad Aachen. Die Bad Aachener mögen das „Bad“ in ihrem Stadtnamen nicht so gerne. Sie vernachlässigen es, sie hassen es gar, verschweigen, unterdrücken und geheimniskrämern damit. Kleine Finger in Bad Aachen weiterlesen

Wer ist hier der Idiot?

Sorry für die reißerische Überschrift!

Wer mich kennt, weiß dass ich wenig verlange. Aus Gründen. Weder von mir noch von Menschen. Von beiden hat mich die Erfahrung gelehrt, dass die Enttäuschung sehr groß sein kann und zwangsläufig auch kommt. Jugendlich verdingte ich mich erfolglos als Don Quichote-Double, die Erfahrungen nahmen im gleichen Maße zu wie erwähnte Enttäuschungen, der Glauben an, ja an was, nahm ab.

Der liebe Heinrich, Heine, belustigte sich mal mit erhobenem Zeigefinger an der Vernunft: „Die Vernunft. Die Vernunft! Ist das höchste Gut!“. Köstlich, wie ich finde. Und immer köstlich die Mienen der Mitmenschen zu sehen, wenn ich diese paar Worte mit erhobenem Zeigefinger rezitiere. Die Vernunft! Ist leider abgesagt. Gibt es nicht mehr. Gestrichen. In den Lokus gespült. Weg. Vergessen und vergangen. Ich lebe in einer unvernünftigen Welt mit unvernünftigen Insassen und frage mich täglich warum das unerträgliche Maß noch nicht erreicht ist. Ich meine zu wissen dass es nicht mehr schlimmer werden kann. Und was passiert? Es wird schlimmer.

Wer mich kennt, weiß dass ich nicht befehle. Manchmal anraten, ja. Wenn es zu Dicke kommt – Empfehlungen aussprechen. Aber das alles sehr selten, weil ja jeder seines Glückes selbst der Schmied ist. Ich will ja auch nicht stören. Keine Blasen zerplatzen lassen. Die Leute selber draufkommen lassen. Das hat ja dann auch den besseren Lerneffekt. Manchmal etwas zart anheimstellen. Auf etwas sanft hinweisen. Mehr mache ich ja nicht. Weil ich in so einem Punkt ja ebenfalls ein wenig sensibel bin. Wie sowas rüberkommen kann.

Derzeit ist aber unser Irrenhaus immer voller geworden. Es platzt aus allen Nähten. Begreiflich werden die Dinge immer weniger, die Vernunft hat abgedankt. Ein für alle Mal, wie mir scheint.

Um mir selbst mit den vorangegangenen Sätzen ein Bein zu stellen – hier ein Lesebefehl: http://www.kaysokolowsky.de/neu-ja-normal-nie/ Ein Text des von mir sehr verehrten Kay Sokolowsky, mit seinem sehr feinen „Abfall aus der Warenwelt“-Blog, der hier die Dinge aus- und anspricht, die mich derzeit ebenso bedrücken wie fassungslos machen. Mehr verlange ich nicht.

Haut rein!

Ein verflixtes Datum

Wie jeder Job, wie jede Arbeitsstelle, bietet auch die Büroarbeit manchmal Anlass zum Schmunzeln. Je nach Arbeitsstelle kommt das selten oder öfters vor. Eigentlich wollte ich grade lieber „manchmal“ schreiben, aber das kam da oben ja schon vor.

Jedenfalls höre ich grade den Grunge-Channel von Delta Radio und das bringt mich furchtbar runter. Aber ich habe es ja gut. Brauche nicht zum Messer greifen damit das Blut spritzt sondern nehme mir einfach ein paar der halbabgeheilten Neurodermitiswunden vor und kratze solange bis das Blut spritzt / fließt. Das ist Befriedigung. Aber ich schweife ab.

Manchmal (haha) könnte man im Büroalltag schon ins Kichern kommen. Wenn beispielsweise hochbezahlte Ingenieure und ehemalige Lochkartenstanzer einem wat verzälle wolle. Um dann am Ende dumm aus der Wäsche zu schauen. Menschen die sich wie Wickie die Nase reiben, „Heureka“ schreien und anschließend alles schlimmer machen als es vorher war. Ich habe mir abgewöhnt mich einzumischen. Ich musste auch durch Fehler lernen. Durch die harte Schule der Selbsterkenntnis gehen. Ich lasse sie gegen die Wände rennen. Ich lasse ihnen diese Fehler. Ich sehe es. Ich sage nichts mehr. Ich rege mich nicht mehr auf. Ich will auch kein Beschützer mehr sein. Ich halte meine Schnauze und freue mich auf die verbrecherischen Ergebnisse ihrer Aktionen, „guten“ Ideen und diese Scheiß-Workarrounds die zunächst kurz helfen, dann aber so schmutzig und dreckig bleiben bis zum Sankt Nimmer. Spätestens bis zum nächsten Audit.

Audit. Wenn die geschlippsten Burschen – frisch von der Uni – daherkommen und einem mit ernster Miene wat verzälle wollen. Blödsinnige IT-Controls kontrollieren wollen und das nach Schema-F. Sie sind entweder frische Juristen oder in der Mehrzahl BWL’er. Keine Ahnung wo der Hase lang läuft aber die Krawatte nicht alleine binden können. Einem habe ich mal am Binder gezubbelt und erschrak ganz fürchterlich – hatte ich doch plötzlich was in der Hand – die Klemmkrawatte. Kennen Sie Klemmkrawatten? Was habe ich vor versammelter Mannschaft gelacht und fragte ihn gemein kichernd ob Omi keine Zeit gehabt hätte mit auf Dienstreise zu fahren um dem Kleenen den Strick zu knüpfen.

Aber ich schweife ab.

Ist es ein Segen oder ein Fluch? Ich kann über mich selbst lachen. Gestern war ich ein Idiot und keiner hat es mitbekommen. NIEMAND! Deswegen, liebes Tagebuch. Bitte nichts weiter erzählen. Bitte, bitte..

Mittwochs transportiere ich genehmigte und getestete (ich lach mich schlapp!) Programmänderungen in das Produktivsystem. Sehr, sehr früh. Muss geschehen bevor das Business anfängt mit dem System zu arbeiten. Übrigens ist das ein Kunststück. Wir haben weltweit Benutzer, über alle Zeitzonen hinweg. Ein 24×7 System. Von daher ist es für mich ein running gag – die Vorgabe, Änderungen nur vor dem Businessbeginn importieren zu müssen / sollen. Jedenfalls geht alles schön mit Formulare, mit Unterschriften – fill correctly and sign after testing. Gut, is langweilig. Daher in Kürze. Die Keyuser testen und unterschreiben wenn o.k. Der zuständige Entwickler oder Business Analyst unterschreibt auch. Dann prüft noch mein Lieblingskollege und bestätigt das auch noch mal handschriftlich mit Datum und Unterschrift und genehmigt. Ich als Letzter in der Kette haue die Dinger in das PRD und unterzeichne ebenfalls. Boaahhrrr!

Jedenfalls (<= geiles Wort) habe ich einen Stapel von Formulare, haue die Objekte in das Produktivsystem und unterzeichne mit Datumsangabe handschriftlich. Korrekterweise war das gestern –und jetzt stellen Sie sich bitte eine überaus unleserliche Handschrift vor – der 06.07.2016. So fing ich bei den ersten Blättern an. Es kam mir etwas komisch vor denn ich erwischte mich alsbald dass ich 07.06.2016 schrieb. Den fertigen Formularstapel nahm ich mir dann wieder vor, strich das falsche Datum durch und ergänzte unten richtigerweise mit 06.07.2016 und legte wieder ab. Es kam mir wieder etwas komisch vor und nahm mir die Ablage wiederrum vor und sah: Ich schrieb wieder den 6. Juni. Also alles nochmal. Auch diese Datümer wieder durchgestrichen und dann habe ich mich echt, ganz ehrlich gezwungen korrekt zu schreiben. So war es dann auch. Ich bekam mich im Griff und schrieb überall und schlussendlich den 06.07. Stolz packte ich den Stapel Papier und ging rüber zum Einscannen, sah noch mal druff und sah. Sah und sah und entsetzte mich vor mich. Oder vor mir? Blöde Rheinländer. Zum Thema: Ich sah 06.07.2015 auf den Formularen.

Zu wirr? Unverständlich? Hier eine kleine Hilfe:Comp_IMG_7699

Und? Doof, oder?