Spuklimente

Blogtitel wie z.B. „Nur so“ sind Sie gewohnt in diesem Theater. Aber kennen Sie „Spuklimente“? Ich habe mir dieses Wort, welches meist die Mutti in Richtung Töchterlein benutzt wurde, von L. erklären lassen. Nur so viel: Habe immer noch keine Ahnung. Aber egal, ich bin ja kein Raketenwissenschaftler, muss nicht alles wissen.

Grüße über Eck finde ich schön. In meinem Alter freut man sich über Lebenszeichen oder Grüße von Menschen, die mir nicht unwichtig sind. Hihi, gemerkt? Ich meinte, Menschen, die mir wichtig sind. Gute Kleidung, wenn sie passen, trägt man, ohne einen Gedanken daran verschwenden zu müssen. Sie muss wie eine zweite Haut passen und zu einem gehören. Meine Vergangenheit war geprägt von Anzügen, Krawatten, saubere Schuhe etc. Grund: Neuapostolische Kirche. So wie die Kumpels Jeans und T-Shirt gewöhnt waren, war ich darüber hinaus auch an solche Klamotten gewöhnt. Das zog sich dann bis ins Berufsleben hinein. Meine Lieblingsbenimmlehrerin sagte mir damals: „Junger Herr, wenn Du Dich darin unwohl fühlst, wirst Du das auf Deine direkte Gesellschaft übertragen, die sich, vielleicht ohne es zu wissen warum, ebenso unwohl fühlen werden.“ Stichwort: Verkleidung.

„Machen Se ma nicht so Spuklimente!“

Grüße über Eck: Ich hörte mal von meiner Verwandtschaft, XY lässt herzlich grüßen – ob ich noch lebe und wie es mir ginge. Von der jetzigen Zahnärztin habe ich noch sehr süße Erinnerungen an und in einem Auto – Rücksitz. Oder der liebe und überaus kluge Z, dem ich hoffentlich ein paar andere Dinge in seiner damaligen Pubertät zeigen konnte, Dinge erleben lassen konnte – ließ mich herzlich grüßen. Nichts anderes hätte ich erwartet, er kümmert sich ebenso wie die große Schwester um die Menschen. Beide sind Ärzte, aufopferungsvoll.

Ein Neff von mir wurde diese Woche 20 Jahre alt. Die Begrüßung zur Gartenparty war überaus herzlich. Er lag um 16 Uhr noch im Bett, die liebevollen Eltern verausgabten sich in Vorbereitungen zu Speis und Trank etc. aber nicht allzu lang später umarmten wir, der Neff und ich uns zur Begrüßung. Seine blonden Haare waren Schwarz gefärbt, in ebendieser Farbe seine Fingernägel lackiert. Man mag rümpfen. Kann ja jeder machen wie er will, den Jung so zu sehen. Ich kenne das aber und erzählte aus meiner Jugend, als meine Frauenclique mir die Haare schwarz, das Gesicht weiß, die Lippen – die Fingernägel rot färbten / anmalten, mir ihre schwarzen Klamotten (passten mir damals besser als den Girls) anzogen und dann ging es ab von Euskirchen nach Köln mit dem desolaten Fiat 500 „fahrbarer Aschenbescher“ zum The Cure-Konzert. War vielleicht so 1986.

„Spuklimente machen, aber zu müde für die Berufsschule!“

Grüße über Eck: Unendlich und ewig grüße ich den Charlie. In seinem Zorn und Tiefblick ein Seelenverwandter. Es wird auch mal wieder Zeit Mirtana zu grüßen, die meine Erinnerungen und manchmal schwere Lehrjahre an Mama und Oma in Bezug auf Stricken, häckeln, Socken etc. aufrechterhält. Liebe Grüße ebenso an unzählige Barkeeper, die mir ohne weitere Kosten zu einer für mich idealen Cocktail-Mischung verholfen haben.

„Trink’s leer oder geh‘ nach Hause. Spuklimente machen wir hier nicht!“

In der Vornacht zum Sommerurlaub schaute ich einen Film mit Pierce Brosnan. Wir wissen, James Bonds dürfen keine Bärte haben. Aber der Pierce, ein wunderschöner Mann – wie ich finde, hat so tolle Bartfrisuren, dass ich im geheiterten Kopf entschied, mitten in der Nacht, meinen schönen, wuchtigen, graumelierten Kinnbart abzurasieren. Es blieb lediglich der Schnauzer und der Unterlippenbart. Schwerer Fehler, kann ich Ihnen sagen. Ohne den Bart, so Baby-Face und mit unverdecktem Blick auf dem altersbedingten Doppelkinn, war ich ein anders aussehender Mensch. L. war entsetzt, die Leute im Urlaub kannten mich nicht anders, nach 7 Tagen sieht es wieder besser aus. Aber ein Wehen von rechts nach links und umgekehrt des Bartes wenn ich mit dem Mountainbike im WW herumrase, das gibt es jetzt erstmal nicht mehr. Vielleicht eine Gelegenheit, ein Bewerbungsfoto machen zu lassen, ohne dass ich wie der Mann in den Bergen aussehe. (Maybe).

Mein Sohnemann meinte, ich hätte eine (Bart wie er früher mal war) eine gewissen Ähnlichkeit mit dem Sänger von Queens of the Stone Age“. Danke *knicks*

„Wenn Du nicht immer so Spuklimente gemacht hättest, dann …“ „Aber, aber Mutti – Justin Sullivan!…“ Ich kann nie vergessen, dass Justin mich mal nach einem intimen Kneipenkonzert der New Model Army von den Guards nach hinten in die Küche bringen ließ. Er wollte mich kennenlernen, ich fiel ihm auf. Wir saßen Face-to-Face auf Küchenstühlen und er interviewte mich. Ich war klein. Immer noch.