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Hüttenzauber am Arsch der Welt

Während sich Scheffe für ein paar Tage in Ischgl amüsiert („Hals- und Genickbruch“), ist an der eisigen Front, am Arsch der Welt, laut Tagesbefehl soweit alles ruhig. Soweit ruhig, haha..

Draußen auf dem „Rasen“, wenn ich ihn erblicke und drauflaufe, kommt er mir wie ein frisches Verdun-Schlachtfeld aus dem vorletzten Weltkrieg vor. Also, da auf dem Rasen steht in einer Ecke eine Gartenhütte. Sie steht trotz Sturm und unter himmelsschreiendem Versagen unserer Bananenrepublikpolitik immer noch. Genauso wie der Vogelfutterring im Wind an dem an den Pisa-Turm erinnernden Vogelfutterhäuschen klatscht und knallt dass es eine Freude ist und niemand weiß für wen. Denn Vögel würden sich dem Erschlagenwerden aussetzen beim Picken von Futter und die Station hängt so schief an einem überaus professionell in den „Rasen“ gerammten 2 Meter Stab, dass eine Katastrophe absehbar ist. Jedenfalls gehen Mausspuren, multiple, immer noch von dem von mir bewohnten Papphaus in Richtung „Vogelfutterhaus am schiefen Eisstab“ und retour.

Es ist eine schreckliche Zeit für Raucher. Hier drinnen ist es halbwegs erträglich, die doofe Fußbodenheizung heizt nur da wo man nicht hintritt und auch sonst so, aber wenn der Ofen mit den letzten Palletten und Möbeln angeheizt ist, kann man es im Drippl-Pulli und Hoodie sehr wohl aushalten. Die Unterhose ist Wollen, der Hut eine Mütze. Meine Lackgaloschen werden ebenda durch feinstes Lammgewirr getauscht. Aber, aber.. Als Raucher der die Doktrin aufgestellt hat, hier im Papphaus nicht zu rauchen, muss man ab und an mal raus auf die Terrasse. Sie glauben nicht was dort so passiert. Da, draußen, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Außer frieren und sonstige Ungebilde meine ich.

Unter dem „Dach“ der „Gartenhütte“ hängt eine weitere Vogelfutterstation. Recht hübsch anzusehen wie die Vögel sich freuen. Obwohl es mir manchmal wie ein Massaker vorkommt. So rotzfrech hacken sie manchmal die Ordnung und vollziehen Flugmanöver wie damals auf Pearl Harbor es ein Kindergarten war. Dabei fällt auch mal ein Korn nach unten. Und Federn. Verwundert und einigermaßen erschreckt ob dieser Gewalttaten konnte ich ein kleines, braunes Wesen beobachten was aus einem kleinen Schlitz unter der Hütte hervorkommt, sich ein heruntergefallenes Körnchen in das Mäulchen nimmt und wieder zurück in die Hütte verschwindet. Nur um es wieder und wieder zu machen. Das kleine Leckermäulchen! Am nächsten Tag musste ich aus Gründen in die Gartenhütte, schloss die gepanzerte Tür mit meinem kleinen goldenen Schlüsselchen (hängt an meinem Hals) auf und Huch! Es sprang! Es raschelte! Es wieselte, es lief und sprang und piepste dass es eine Freude war. Herrlich! Gesehen habe ich nix, seit dem Kurzschluss im Sommer als ich dort in die Hütte Strom verlegen wollte. Ein wenig erschrak ich ja doch. Denn was weiß ich was hier auf dem Land so in „Gartenhütten“ fleucht?

In einer Ecke entdeckte ich ein großes, nein – ein Riesengroßes Lager an Vogelfutter! Viel, sehr viel Vogelfutter! Und jedes Einzelne Körnchen wurde von einer Maus, Oma- Großoma- Urgroßomamaus etc. einzeln dort hin verbracht, angehäuft, so dass ein schönes und liebevolles Generationenmaushaus gedeihen kann. Und das im Winter – sie rechneten wohl nicht damit dass ich mal vorbei komme um nach dem Rechten (hihi) zu schauen. Der Haufen war links (nochmal hihi). Na ja, ich als alter Ornithologe nahm die Schaufel und packte alles von den Mäusen mühsam gesammelte Vogelfutter weg und verbrachte es wieder in die Vogelfutterstationen. So! Positiver Nebeneffekt – wie Sie sich sicher denken können: In der „Hütte“ war mal wieder sauber und herrschte Ordnung! Warum springt da mein rechter, durchgestreckter Arm nach oben? Muss ich mal meinen Hausarzt fragen..

Wenn man so in sibirischer Kälte da draußen rumsteht und einem die Wohlstandswaden wagen einzufrieren, blickt man um Wärme zu erzeugen sehr hektisch um sich. Sehr! Damit es einen Effekt hat. Dabei bekommt man viel mit was man sonst nicht bemerkt hätte. Dieses gruselige Geschrei der Viecher, wir glauben es sind Füchse die ficken, balzen oder sich gegenseitig sonst was antun, das immerwährende, bedrohliche „Huh“ und wieder und wieder „HUH“ aus der Ferne wie das Atmen des Fährmanns. All das und das seit einiger Zeit aufgehörte Gackern der Gänse und Hühner in der Nachbarschaft lässt Raum zum Nachdenken. Beim Schmauchen. Rehe sind da. Quasi auf dem wohlgepflegten und überaus hübschen und gangbaren „Rasen“. Letztens stand ich wieder da in dieser verschissenen Kälte da draußen und da saß unser alter Kumpel auf dem Baum. Der Turmfalke, wie die liebe L. mal meinte. Wir streiten uns derzeitig noch ob Turm- oder Baumfalke. Ich meine, wenn es ein Turmfalke wäre, sollte er sich Türme suchen und nicht Bäume. Einleuchtend? Knall gehört?

Ich stand da so und schmauchte und hob meinen Arm so in der Art wie die Bekloppten – haha – aber auch wie die Falkner machen. Hob meinen Arm und tat so in Richtung des Falken als wäre ich ein Falkner und als ob ich ein Leckerli in der Hand hätte. Der Fuchs, ähm, der Falke sah das und kam gemütlich heruntergeflogen, kam immer näher in meine Richtung (ich hatte keine Falknerlederhandschuhe dabei, L. lachte schon obdessen) und immer näher heran, schweben konnte man es nennen und immer näher und drehte dann ab. Die DUMME SAU! Ich dachte die hätten gute Augen! Soll sich mal ´ne Brille beschaffen – das Opfer! Hätte doch sehen können dass ich nur verarschen will indem ich meinen rechten Arm hebe! Das nächste Mal.. Ohhh, das nächste Mal..! Gibbet wat!

Herrlich ist es hier am Arsch der Welt. Ehrlich! Diese ganzen Fährten, Spuren und die Kothaufis auf meiner Terrasse und unter dem Papphaus. Die Natur schreit und brüllt. Sie seufzt vor dem Ableben. Es raschelt, es hinterlässt Spuren. Ich bin nicht allein. Es lebt. Sie leben. Ich lebe noch. Ich sollte meine ganze Energie darauf ansetzen zu ergründen Warum? Warum noch? Warum? Wieso?

P.S.: Die Tage sind schon die ersten Rotmilane zurückgekommen. Ich an deren Stelle wäre noch was im Süden geblieben.