Ich sach ma Tschüss!

Nach einem harten Arbeitstag in der Knochenmühle sitze ich nun hier daheim am Esstisch und grübele über meine letzten Minuten, Stunden nach. Tick. Tack. Im Hintergrund läuft der nordige deutsche Radiosender 80s, 80s, 80s. Anmerkung: Fällt mir jetzt erst auf. Nun läuft Flizzy Ente. Besser. Am besten!Alle meine bundesbehördlichen Warn-Apps teilen mit, dass mir mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit Hardware der Raumstation ISS auf dem Kopf fallen wird. In Kürze. Schön mit einem eventuellen Überschallknall, eventuell verbundenen mit herrlich anzusehenden, leuchtenden Lichtschweife. Fühle mich geehrt, dass doch jemand an mich denkt, hier im hinterwäldlerischen Westerwald.

Nun sitze ich hier ein wenig nachdenklich mit meinem alten Schubert S1 Integralhelm (mattschwarz) auf dem Kopf, die alte Protektorenjacke, die ein wenig spack geworden ist, über die Schultern gehangen. Hinten auf der Jacke ist noch schön aber halbverblasst „Death Rider“ zu lesen.

„Lieber Gott!“. So fing ich an, auf dem Boden knieend, die Hände auf dem Tisch gefaltet, die Augen zu und im Hintergrund ein Stück vom alten Beethoven dudelnd. „Lieber Gott. Du kannst alles. Du bist alles. So lass es regnen, diese Teile. Aber bitte nicht auf mein Haus, nicht auf mein Haupt. Nimm links oder rechts da, die Nachbarn. Oder noch weiter rechts, da die sind ja eh schon über 80. Und liefen sogar bei blau-gelben Fahnenmärschen mit. Ich vertraue auf Dich. Schon jetzt vielen lieben Dank, mein lieber Herrgott. Amen!“

Mehr kann man nicht tun im Zwiegespräch mit dem Einen, so dachte ich mir. Aber noch mal Tschüss sagen, vorsichtshalber. Das wäre doch das Mindeste. So schrieb ich meine Liebsten an, aber nur in aller Kürze wie z.B.: „Mausi, machs gut. Ich hab Dich geliebt!“ Oder zum Kollegen, der mir grade, mal wieder, noch ein Bildchen von seinem Abendessen geschickt hat: „Verreck dran!“.

Und ja, meine Güte. Ich vergaß ja noch mein liebes Blog hier. Ja, hier muss ich ja auch Tschüss sagen. Tschüss und alles Gute an den nadelstreifenden Punk, der mir noch heute Morgen mit einem alten Bericht von RIP (2014) schöne Erinnerungen in mir wach rief (Jawohl, Hotel, Dusche, Frühstücksbuffet und Festival stoßen sich nicht ab), oder die liebe N. aus Berlin, dem dicken, fetten, intelligenten, humorvollen und liebenswerten Buchautor aus Ingelheim, der geschätzten Redaktion von Russia Today, den Nachdenkseiten, dem Reitschuster, der mir allerliebst russische Eigenarten beibrachte, dem Telepolis-Forum, mit dem ich so einige Tee- oder Kaffeepausen verbrachte, und so einige Tausende, Millionen, Milliarden mir überwiegend zugeneigte Menschen wichtig und liebgeworden sind. Zu nennen insbesondere der Glumm. Und Papa. Und Mama. Und Andi und Oma, ja Ihr anderen auch. Menschverdammisch!

Puh, jetzt warte ich schon einige Zeit auf den Einschlag. Nix passiert, bislang. Mal sehen, so langsam kommt der kleine Hunger (hihi). Hab Auswahl von drei Gerichten: das Alte, die von mir delegitimierten deutschen Gerichte und das jüngste Gericht. Es kommt mir aber irgendwie vor, als wäre alles die gleiche Soße / Scheiße.

Dann doch lieber Tschüss sagen. Für jetzt. Leute. Sag euch schönen Abend und gute Nacht zur Meute, nicht nur heute. Der Morgen kommt oder er kommt nicht. Spruch eines Lebensversicherungsverkäufer zur Frage ob die Notwendigkeit besteht: „Stellen Sie sich vor, Sie schlafen abends ein und wachen morgens Tod auf..“ Haha, gröl.. nicht dafür. Ich hör jetzt auf. Schlimm, schlimm..