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Erste Brockenwanderung / „Bücherverbrennung“

Hey Leute,

nach andauernd grausigen Begebenheiten im beschaulichen Zehnhausen, erinnerte ich mich an meine lieben Umzugshelfer die mir damals Hunderte, wenn nicht Tausende, eventuell auch Millionen Büchern, fein ordentlich in Kartons verpackt, in mein neues Heim schleppten. Vielen lieben Dank nochmals!

Unerwartet und unter schlimmsten Umständen, verursacht von überaus dummen Menschen einfachsten Lebensformen, werde ich demnächst mein heimeliges Zuhause verlassen müssen. Obwohl noch kein Termin für einen neuerlichen Umzug feststeht, denke ich schon jetzt, frei nach der Konmari-Methode, über den Abwurf von Ballast nach. Was liegt da näher als meine Bibliothek?

Seit, und auch schon vor meiner Geburt bin ich ein Büchernarr. Ich fresse Wissen, Literatur und sonstige Köstlichkeiten wie andere Leute atmen. Jetzt soll fast alles weg. Beim vor- bzw. aussortieren fiel mir ein alter Harzer Reiseführer in die Hände, reichte ihn an die geliebte L weiter, die, stante pede eine alte Quittung zwischen den zerlesenen Seiten fand. Ich erinnere mich..

Im Jahr 2004 war unsere (Die Kleinen – F., M., S. und meine Wenigkeit) Nacht um 2 Uhr im Norden Thüringens zu Ende und wir fuhren noch ohne nennenswert ausgebaute Straßen Richtung Torfhaus mit dem Vorhaben den Brocken zu erwandern. Unter eisigsten, dunklen Umständen erklommen wir gemeinsam den höchsten Gipfel des nördlichen Deutschlands. Ich versuchte die Stimmung hoch zu halten, versprach Aussicht auf einen Sonnenaufgang auf dem Brocken, Frühstück und für die Dame – einen WC-Besuch. Geschissen, Herr Major!

Alles war noch geschlossen und die Pisse der Dame gefror in der gebückten Brockenluft zu einem wie verwehenden Zauberstab. Jammerei allenthalben!

Runter geht immer. Runter geht besser, auch weil ich warme Getränke und Futter am Fuß des Brockens versprach. Und da sind wir wieder. L. fand im Harzer Reiseführer die Quittung unseres köstlichen Verzehrs. Welche Wohltat für Leib, Geist – und Füße. Heute sieht dort in Torfhaus alles anders aus. Aber damals, wir gingen in der Nacht alleine hoch und gingen alleine runter. Im Gasthaus unten, waren wir ebenso alleine. Und labten uns an heißen Getränken und Kuchen. Um 11.11 Uhr kam die Rechnung. Hellau!

Heute ist es anders. Eine Menge Menschen in einem Tourismusgebiet. Wie war das wohl vor 2004? Und tagsüber?

Die Kids waren noch sehr klein und jung. Sie haben den Brocken gemeistert. Wir, sie sind stolz. Wir leben noch!

Euer Wanderkaiser Schirrmi I.

Schirrmi - Goethe-Weg-Brocken 2004
Schirrmi – Goethe-Weg-Brocken 2004

 

CCR im Ghetto

Nach heutigen Maßstäben war ich noch klein / jung. Den üblichen Spielplatzprügeleien entwachsen, den Nachstellungen der Kaffeedamentanten in Form von anzüglichen Sprüchen und den faltigen Händen auf meinem Körper „schöne, starke, junge  Muskeln“ konnte ich mittlerweile Paroli bieten. Es lief gefühlt immer Roger Whitaker, Deine Spuren im Sand oder sonst so was. So wie heute Helene Fischer bei Törtchen und Sektchen und Grinsen bei Tagesschau und gemeinsam schunkelnd und feuchtfröhlich mit der neuen Deutsch-Polnischen Freundschaft klüngelnd.

An dieser Stelle: Viele liebe Grüße S. wir finden Dich rattenscharf! Deine Kollegen.

Es war zwischen einer gescheiterten Schulkariere und noch vor der drohenden Einziehung in die Bundeswehr. Machte mal dies, mal das. Half beim Töpfern mit, betätigte mich in der Landwirtschaft, verunsicherte Möbelkunden den korrekten Liefertermin, war zu den Weihnachtssamstagen geschniegelt in einem feinen Bonner Leder-Laden zugange, half diversen Mädels beim Zeitungsaustragen, war ein Jungquell für todesgeweihte Damen im Krebsendstadium, schob sie mit Witz und Unterhaltung durch die Gegend, klaute auch mal irgendwo eine Schachtel Kippen. Ich ließ mich bei einem verbrecherischen Versicherungskonzern auf Schneeballsystembasis anheuern und verkloppte Versicherungen.  Ich war zeitweise in einer Punkband und wir hofften auf Almosen und keine Bierflaschen an unsere Schädel. Ich wühlte im Sperrmüll und baute aus Ersatzteilen Fahrräder zusammen um sie zu verkaufen. Ebay gab es noch nicht.

Ich lernte Mädels und Damen kennen. Gab mich wie gewünscht mal gebildet, mal wie ein Raubtier. Alles gut für eine Zeitlang trocken schlafen zu können – an fremden Kühlschränken habe ich mich ungefragt bedient. Ich hatte Hunger.

Ich schweife ab!

Also werden Sie vielleicht demnächst die Fortsetzung lesen. Denn ich muss am morgigen Samstag mal wieder als Arbeitsnutte für die Knochenmühle tätig sein.

Liebe Grüße von mir und meinem inneren Ghetto,
Schirrmi